Volltext: Das Heimatbuch von Perg, Oberösterreich

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einer Gruppe mächtiger Granitblöcke, hört man in der Tiefe ein dumpfes 
Rauschen und Gurgeln. Diese Stelle heißt wegen ihrer UnHeimlichkeit 
im Volksmund „Die Teufelsmühle". 200 Meter weiter endet das 
Fluder und man sieht wieder die klaren Wellen des Flusses. Im Volks- 
mund heißen solche Stellen verborgener Flußläufe „Ueberwachs", weil 
der Fluß nicht nur von Felsblöcken, sondern auch von Pflanzen, 
Gesträuch überwachsen ist. 
Schon in der Nähe von Königswiesen, westlich vom Markt, zeigt 
sich zum erstenmal ein schwaches Gefälle mit Schleifenbildung! eine Er¬ 
scheinung, die der Naarn in hohem Maße eigen ist. Zum zweitenmal 
bemerken wir diese bei Pierbach, woselbst die Naarn in den Naarn- 
wiesen wiederholt „rückläufigen" Abfluß aufweist. Von Perg abwärts 
beginnt für die Naarn der Unterlauf in der Machlandebene. 
Die flinken Forellen, die munteren Wasserbewohner im Oberlauf, 
weichen den Fischen der Ebene: Weißfische, Eitel, Barben, Näslinge, 
Hechte. Im Unterlauf der Naarn ist die dritte Serie der Schleifen¬ 
bildung. Hier bestand, nächst Perg, um die Mitte des 18. Jahrhunderts 
noch ein ausgedehntes Sumpfgebiet, die Perger Au. Da das Gefälle 
der Naarn sehr gering ist (244 Meter beim Schöberl, 235 Meter bei 
der Donaumündung) wurde das Flußbett durch eine außergewöhnliche 
Aufsandung erhöht. Es tritt die Naarn bei ausgiebigen Regengüssen 
aus ihrem Bett und überschwemmt die Wiesen, die versanden und ver¬ 
sauern. Diese Umstände bewogen die Gemeinde Perg zur Abwehr, denn 
das stehenbleibende Wasser bildete Sümpfe, deren Ausdünstung auf den 
Gesundheitszustand der Bewohner und landwirtschaftlichen Arbeiter sich 
ungünstig auswirkte. Unter Marktrichter Josef Frieß (Audienz bei der 
Kaiserin Maria Theresia) wurde mit dem Bau des Naarnkanals 1770 
begonnen. In Kürze verschwanden die Sümpfe, das Gebiet wurde der 
Kultur gewonnen. Das Fortwirken des Sandgefchiebes hat heute den 
NaarnKanal wieder so sehr mit Sand gefüllt, daß nun teilweife das 
Flußbett höher liegt, als die seit 1830 durch Dämme geschützten Wiesen. 
Nun besteht ein Naarnregulierungskomitee, die „Entfumpfung des 
Machlandes" ist eine akute Frage geworden, womit sich Gemeinden und 
Land schon seit Iahren beschäftigen. 
Des Naarnfluffes geschieht zum erstenmal geschichtliche Erwähnung 
im Jahre 853, gemeinschaftlich mit der Aist. 
Der Fluß hat seinen Namen von der bekannten Heilpflanze Narde 
und bedeutet „die durch die Narben fließende". (Das Narben-Bartgras ist 
ein Baldriangewächs,- aus den wohlriechenden Wurzeln wurde die 
Nardensalbe und das Nardenöl gewonnen.) 
Der althochdeutsche Name „Nardina" wandelte sich im Lauf der 
Zeit in Nardus, Norden, Nerdin, Närden, Neröen, Nern, Närn und 
Naarn. Seit 1755 besteht die Holzschwemme auf der Naarn, die aus 
den großen Waldbeständen der Koburger auf Schloß Greinburg alljähr-
	        
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