Volltext: In Stahlgewittern

Mein letzter Sturm 
Ich schritt mit meinem Kompaniestabe und dem Feld¬ 
webel Reinecke, der die Gegend genau kannte, weit vor der 
Kompanie. Hinter Hecken und Ruinen sprangen die Ab¬ 
schüsse unserer Geschütze auf. Das Feuer glich mehr einem 
wütenden Gebell als einer vernichtenden Sturmwelle. Hinter 
mir sah ich meine Gruppen in musterhafter Ordnung 
vorgehen. Reben ihnen stäubten die Wölkchen der Flieger- 
geschosse auf, Kugelladungen, Hohlbläser und Treib¬ 
platten von Schrapnells fuhren mit höllischem Fauchen durch 
die Zwischenräume der schmalen Menschenstreifen. Rechts 
lag das hart beschossene VeugnLtre, aus dem gezackte Cisen- 
stücke schwerfällig herüberbrummten und sich mit kurzem 
Aufschlag in den lehmigen Boden stanzten. 
Roch ungemütlicher wurde der Anmarsch hinter der 
Straße VeugnLtre—Vapaume. Plötzlich platzte eine Reihe 
von Brisanzgranaten vor, hinter und zwischen uns. Wir 
spritzten auseinander und warfen uns in die Trichter. Ich 
stürzte mit dem Knie in das Angstprodukt eines Vorgängers 
und ließ in der Eile von meinem Burschen mit dem Messer 
eine grobe Säuberung vornehmen. 
Am den Dorfrand Favreuil ballten sich die Wolken 
zahlreicher Einschläge, dazwischen stiegen und fielen braune 
Crdsäulen in hastigem Wechsel. Am eine Stellung aus- 
zusuchen, ging ich allein bis zu den ersten Ruinen vor und 
gab dann mit dem Spazierstock das Zeichen zum Folgen. 
Das Dorf war von zerschosienen Baracken umsäumt, 
hinter denen sich allmählich Teile des ersten und zweiten 
Bataillons sammelten. Während des letzten Wegabschnittes 
forderte ein Maschinengewehr verschiedene Opfer. Ich 
beobachtete von meinem Standpunkt aus die feine Schnur 
aufstäubender Wölkchen, in der fich zuweilen einer der An- 
kömmlinge wie in einem Stellnetz verfing. Anter anderen 
erhielt der Vizefeldwebel Balg von meiner Kompanie einen 
Schuß durchs Bein. 
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