Volltext: In Stahlgewittern

Langemarck 
Das gewaltige Feuer der Schlacht arbeitete wie ein 
riesenhaftes Hammer- und Walzwerk fort. Granate um 
Granate schlug neben uns ein, häuftg das Dach mit Sand 
und Erde überschüttend. Man verband mich, gab mir eine 
neue Gasmaske, ein Brot mit grober, roter Marmelade und 
ein wenig Wasser. Der Sanitäter sorgte für mich wie 
ein Vater. 
Schon begannen die Engländer vorzudringen. Sprung- 
weise näherten sie sich und verschwanden in den Trichtern. 
Schreie und Zurufe schallten von draußen herein. 
Plötzlich stürzte, von den Schuhen bis zum Stahlhelm 
mit Lehm beschmiert, ein junger Offizier herein. Cs war 
mein Bruder Ernst, der beim Regimentsstab schon den Tag 
zuvor totgesagt war. Wir begrüßten uns, ein wenig seltsam 
und gerührt lächelnd. Cr blickte sich um und sah mich voll 
Angst an. Die Tränen traten ihm in die Augen. Wenn 
wir auch zu dem gleichen Regiment gehörten, so hatte doch 
dieses Wiedersehen auf dem unermeßlichen Schlachtfelds 
etwas Wunderbares, Erschütterndes, und die Erinnerung 
daran blieb mir für immer kostbar und verehrungswürdig. 
Rach wenigen Minuten verließ er mich und brachte die fünf 
letzten Leute seiner Kompanie herbei. Ich wurde auf eine 
Zeltbahn gelegt, durch deren Schnüre man einen jungen 
Baum steckte, und vom Schlachtfelde getragen. 
Je zwei und zwei der Träger lösten sich ab. Der kleine 
Transport eilte bald nach rechts, bald nach links und wich 
im Zickzack den massenhaft einschlagenden Granaten aus. 
Gezwungen, schnelle Deckung zu nehmen, warfen sie mich 
einige Male ab, so daß ich hart in die Trichter schlug. 
Wir langten endlich bei einem mit Beton und Blech 
verkleideten Unterstände an, der den wunderlichen Ramen 
„Kolumbusei" führte. Man schleppte mich hinunter und 
legte mich auf eine Holzpritsche. In diesem Raum saßen 
schweigend zwei mir unbekannte Offiziere und lauschten dem 
orkanischen Konzert der Artillerie. Der eine war, wie ich 
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