Volltext: In Stahlgewittern

In den Kreidegräben der Champagne 
ein uns wenig liegendes Heldentum erforderte. Schlimmer 
noch war die Langeweile, die für den Soldaten entnervender 
als die Nähe des Todes ist. 
Wir hofften auf einen Angriff; allein wir hatten für 
unser Erscheinen jene ungünstigste Zeit gewählt, in der jede 
Bewegung zur Erstarrung gekommen war. Auch die kleinen 
taktischen Unternehmungen waren in demselben Maße ein¬ 
gestellt, in dem der Ausbau der Stellungen sich gefestigt, und 
das Feuer des Verteidigers an vernichtender Kraft ge¬ 
wonnen hatte. Wenige Wochen vor unserem Eintreffen 
hatte noch eine einzelne Kompanie nach schwacher Artillerie- 
Vorbereitung einen dieser Teilangriffe über einen Streifen 
von wenigen hundert Metern hinweg gewagt. Die Fran¬ 
zosen hatten die Angreifer, von denen nur einzelne bis an 
ihre Drähte kamen, wie auf einem Schießplatz zur Strecke 
gebracht; die wenigen Überlebenden erwarteten, in Löchern 
verborgen, die Nacht, um unter dem Schutze der Dunkelheit 
in die Ausgangsstellung zurückzukriechen. 
Die dauernde Überanstrengung der Mannschaft beruhte 
auch darauf, daß der Führung der Stellungskrieg, in dem 
es galt, mit den Kräften in anderer Weise hauszuhalten, 
noch eine neuartige und unerwartete Erscheinung war. Die 
ungeheure Postenzahl und die ununterbrochene Schanzarbeit 
war zum größten Teil unnötig und sogar schädlich. Nicht 
auf gewaltige Verschanzungen kommt es an, sondern auf den 
Mut und die Frische der Männer, die dahinterstehen. Die 
immer tiefere Führung der Gräben ersparte vielleicht man- 
chen Kopfschuß, bildete aber zugleich jenes Haften an den 
Verteidigungsanlagen und einen Anspruch auf Sicherheit 
aus, auf den man später nur ungern verzichtete. Auch 
wurden die Anstrengungen, die man auf die Erhaltung der 
Werke zu richten hatte, immer umfaffender. Der unan¬ 
genehmste Fall, der eintreten konnte, bestand in dem Ein¬ 
setzen von Tauwetter, das die durch den Frost aufgesprengten 
10
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.