Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

unserem Ansehen einen schweren Stoß versetzen. . . . Wenn der Versuch 
der Entente, die Dardanellen zu forcieren, scheitert (was bei hinlängli¬ 
cher Munition ja erwartet werden kann), so würde dies einen Echec 
von größter Tragweite bedeuten, der auch die moralische Widerstands¬ 
kraft namentlich Rußlands und Frankreichs ernstlich ins Wanken brin¬ 
gen müßte. Ein Niederringen Englands erscheint mir aber ohne Bedro¬ 
hung Ägyptens und Indiens so gut wie ausgeschlossen. In der rechtzeiti¬ 
gen Öffnung des Weges zur Türkei durch Serbien sehe ich nach wie vor 
ein entscheidendes Moment für den Ausgang des Krieges.“ 
Über den Ernst der Balkan- und Dardanellenlage war sich General 
von Falkenhayn völlig im Klaren. Wenn er sich der von politischer Seite 
angeführten Schlußfolgerung nicht gleich und nur mit gewissen Vorbe¬ 
halten anschloß, so geschah dies aus gewichtigen militärischen Gründen. 
Die erste grundsätzliche Frage, ob die Gesamtlage die Inangriffnahme 
einer neuen Aktion vielleicht beträchtlichen Ausmaßes im Südosten 
Europas erlaubte, wurde von ihm bejaht. Die nächstwichtigste Frage 
war, ob es gelingen würde, die Zustimmung der österreichisch-ungari¬ 
schen Heeresleitung zu einer Aktion gegen Serbien zu erlangen. Diese 
Frage blieb offen. Noch stand General von Conrad im Bann des Entsatzes 
von Przemysl. ,,Als er Österreich-Ungarn deutsche Truppen für die Kar¬ 
paten zur Verfügung gestellt habe, um Przemysl zu entsetzen“, hatte 
General von Falkenhayn bereits Anfang März dem Vertreter des Aus¬ 
wärtigen Amtes bei der Obersten Heeresleitung erklärt, ,,habe er mit 
raschem Erfolg gerechnet und die Absicht gehabt, dann schnell kehrtzu¬ 
machen und die Österreicher gegen Serbien mitzureißen, da anders 
Conrad von Hötzendorf nie dafür zu haben gewesen wäre, von Norden 
her gegen Serbien zu marschieren. Daß Przemysl für den Verlauf des 
Krieges weniger wichtig sei als der Balkan, sei ihm wohl bewußt, aber 
die Österreicher davon zu überzeugen, sei jede Mühe vergeblich“. 
Die Mitwirkung Österreich-Ungarns war jedoch nicht die einzige 
Voraussetzung für das Zustandekommen des Feldzuges gegen Serbien. 
Als ebenso wichtig sah der deutsche Generalstabschef die Beteiligung 
Bulgariens an. Hiermit trat ein neuer Gesichtspunkt in die Erwägungen 
des leitenden Feldherrn. Weder im Dezember noch im Januar1) hatte 
General von Falkenhayn bei den Erörterungen über eine Aktion gegen 
Serbien die Beteiligung Bulgariens an den Operationen gegen Serbien 
als unerläßliche Vorbedingung bezeichnet. Wie war dies zu verstehen? 
!) S. 64 u. 31.
	        
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