Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

DAS KRIEGSJAHR 1915. 
DER KAMPF UM DIE ÖFFNUNG DES BALKAN¬ 
WEGES NACH KONSTANTINOPEL. 
Januar bis März. 
Im Mittelpunkt der deutschen Balkanpolitik und -Kriegführung des 
Jahres 1915 stand daher der Kampf um die Herstellung einer Verbindung 
zwischen Deutschland und der Türkei. Diese Frage entschied nicht nur, 
wie erwähnt, über den Wert des Waffenbündnisses mit der Türkei, son¬ 
dern auch über Schicksal und Haltung der anderen Balkanstaaten; denn 
ihre Lösung verlangte entweder die Niederzwingung Serbiens oder den 
verschleierten Anschluß Rumäniens und Bulgariens an die Mittelmächte. 
Selbst Griechenland wurde unmittelbar berührt, weil im Falle eines aus 
dieser Frage sich ergebenden bulgarisch-serbischen Zusammenstoßes, 
auch Griechenland auf Grund seines mit Serbien bestehenden Paktes 
Stellung nehmen mußte. Die Einstellung der Balkanstaaten zu diesem 
Problem spiegelt daher auch ihre Gesamthaltung gegenüber dem großen 
europäischen Ringen am klarsten wider. Infolge der engen Wechselwir¬ 
kungen zu allen anderen Fragen der großen Politik und Strategie wurde 
der Kampf um die Öffnung des Balkanweges nach Konstantinopel zu 
einem der wichtigsten und dramatischsten Probleme des Jahres 1915. 
Bereits in den ersten Januartagen brachte sich die türkische Muni¬ 
tionskrise wieder in unangenehme Erinnerung. Freiherr von Wangen¬ 
heim sprach offen aus, daß bei noch lange andauernder Abschließung 
der Türkei von den Mittelmächten ,,der Moment sich voraussehen ließe, 
wo die türkische Aktionskraft und -lust aufhören werden“. Nach einem 
weiteren Telegramm des Botschafters hatten die dortigen deutschen 
Dienststellen über die Munitionslage beraten und waren zu dem Ergebnis 
gekommen, daß unter der Voraussetzung sparsamen Verbrauchs ,,die 
Munition für Heer und Flotte im äußersten Fall bis Mitte März reichen 
werde“. Besonders bedenklich stimmte die Nachricht, daß der für die 
Küstenbefestigungen an den Dardanellen und am Bosporus verantwort¬ 
liche deutsche Admiral von Usedom in dieser Besprechung erklärt hatte,
	        
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