Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

griechische Interessen gefährdende militärische Maßnahmen zu beein¬ 
drucken und zu beeinflussen. Dazu kam, daß das, was der Feindverband 
dem Lande für eine ihm genehme Politik versprechen konnte, auf das 
griechische Empfinden eine größere Anziehungskraft ausübte als das, 
was die Mittelmäclite zu bieten hatten. Letztere konnten einen griechi¬ 
schen Gebietszuwachs nur auf Kosten Albaniens und des mit Griechen¬ 
land verbündeten Serbiens in Aussicht stellen. Und die Politik, die die 
Mittelmächte gegenüber Serbien und Bulgarien verfolgten, lag durchaus 
nicht im Sinne der griechischen Balkanpolitik, die den ungeminderten 
Bestand Serbiens und die Niederhaltung Bulgariens wünschen mußte. 
Der Feindverband dagegen konnte, besonders nach Eintritt des Kriegs¬ 
zustandes mit der Türkei, an Griechenland die kleinasiatische Mittel¬ 
meerküste vergeben, die Sehnsucht und das Ziel der im Volk fortlebenden 
großgriecbischen Erinnerungen und Hoffnungen. Und auch betreffs Bul¬ 
gariens berührten sich Feindverband und Griechenland in dem Ziel, 
Bulgarien von einem Eingreifen gegen Serbien abzuhalten. Insofern 
bestand allerdings ein Ausgleich in der Machtverlagerung der beiden 
kriegführenden Parteien in Athen, als das geringere Angebot der Mittel¬ 
mächte nur eine kleinere Gegenleistung, die Wahrung der Neutralität 
verlangte, während der Preis, den Griechenland für den Besitz der tür¬ 
kischen Mittelmeerküste an den Feindverband zahlen sollte, in der Kriegs¬ 
erklärung an die Türkei bestand. 
Einen ähnlichen Vorsprung hatte der Feindverband in Rumänien. 
Denn die Versprechungen, die er auf Kosten Österreich-Ungarns machen 
konnte, überdeckten sich viel mehr mit den rumänischen Wünschen als 
das, was die Mittelmächte aus feindlichem Besitzstand Rumänien anzu¬ 
bieten hatten. Letztere konnten nur die Wiederangliederung des russisch 
gewordenen Bessarabiens in Aussicht stellen, das aber für Rumänien 
gegen den großen östlichen Nachbarn schwer zu verteidigen war. Der 
Feindverband dagegen verwirklichte mit der Erfüllung der dringenden 
rumänischen Wünsche auf Vereinigung aller unter österreichisch-unga¬ 
rischer Staatshoheit lebenden Volksgenossen mit dem Königreich Ru¬ 
mänien nur ein eigenes Kriegsziel: die Zerschlagung der Donaumonarchie. 
Selbst, falls Österreich-Ungarn unter dem Druck der Lage zu eigenen 
Opfern gegenüber Rumänien sich entschließen sollte, mußten diese sich 
stets in engeren Grenzen halten als das entsprechende Angebot der an¬ 
deren Seite. Gegenüber Rumänien bestand auch nicht wie bei Griechen¬ 
land als ausgleichender Faktor ein Unterschied in den von beiden krieg- 
führenden Parteien geforderten Gegenleistungen. Den Mittelmächten wie
	        
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