Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

Der Falctor Wirtschaft für Politik und Kriegführung. 
Deutsche Politik und Kriegführung auf dem Balkan haben unter 
starkem Einfluß wirtschaftlicher Erwägungen gestanden, wie überhaupt 
Kriegsverlauf und Kriegsende der grossen Auseinandersetzung, von 
hoher Gesamt warte aus betrachtet, nur richtig gewertet werden können, 
wenn auch die Wirtschaft zu Worte kommt. Geradezu ausschlaggebenden 
Einfluß hatten wirtschaftliche Probleme in der griechischen Frage. Das 
Fehlen einer eigenen Versorgungsbasis und damit die Abhängigkeit von 
fremden Bezugsquellen verurteilten Griechenland zur Wehrlosigkeit. 
Hieraus zogen beide kriegführende Parteien verschiedene Schlußfolgerun¬ 
gen. Der Feindverband konnte eine Politik der Aushungerung Griechen¬ 
lands verfolgen, an deren Ende der erzwungene Eintritt des Landes an 
seiner Seite stand. Die Mittelmächte auf der anderen Seite mußten auf 
die militärisch günstigste Lösung, das Schlagen Griechenlands auf ihrer 
Seite, verzichten. Nicht so tiefgreifend war der Einfluß wirtschaftlicher 
Faktoren auf Bulgarien; immerhin haben auch hier Versorgungsschwie¬ 
rigkeiten an dem schnellen Zerfall des bulgarischen Kampfwillens in Volk 
und Heer gewichtigen Anteil. Rumäniens Getreideüberschuß war wieder 
für die Versorgung der Mittelmächte unentbehrlich. Die deutsche Ru¬ 
mänien-Politik der ersten Kriegsjahre wurde wesentlich durch dieses 
zwingende wirtschaftliche Argument bestimmt; mancher von militä¬ 
rischer Seite gegebenen Anregung mußte die Politik sich im Hinblick 
hierauf versagen. Ebenso nötig wie das Korn war das Öl Rumäniens für 
Deutschland und seine Kriegswirtschaft. Darum der verzweifelte Kampf 
Deutschlands bis zum letzten, um den rumänischen Reichtum der 
deutschen Volks- und Wehrwirtschaft zu erhalten. Daher auch das Be¬ 
streben der Mittelmächte, Serbien so lange als möglich in der Hand zu 
behalten, um die aus dem serbischen Boden gezogenen Werte zu eigenem 
Nutzen zu verwenden. Auch die Türkei hatte in ihrer Kriegführung in 
Asien wie Europa mit schweren Wirtschaftssorgen zu kämpfen; das 
allmähliche Ausbrennen der türkischen Widerstandskraft geht zum 
großen Teil zu Lasten ihrer versiegenden Wirtschaftskraft. Alle diese 
bitteren und schmerzlichen Erfahrungen mit ihrer unheilvollen Schwä¬ 
chung des Volkskörpers beweisen aufs eindringlichste, w^elch ausschlag¬ 
gebender Einfluß auf Politik und Kriegführung gerade bei langer Kriegs¬ 
dauer der Sicherstellung der wirtschaftlichen Grundlagen für Volk und 
Heer zukommt. 
18 
273
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.