Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

fertig, kann für Vormarsch nach Siebenbürgen bei jetzigem Tempo Ende 
August erreicht sein“. In der zweiten Hälfte des August glaubten dagegen 
sowohl der Gesandte als auch der Militär-Attache die Lage in Rumänien 
wieder etwas günstiger beurteilen und hoffen zu können, daß das ent¬ 
scheidende Wort in Bukarest noch nicht gesprochen wäre. Am 21. August 
berichtete Oberst von Hammerstein, die am 25. Juli abgegebene Erklä¬ 
rung, daß die rumänische Mobilmachung bereits deutsche Gegenma߬ 
nahmen zur Folge haben würde,1) hätte in Bukarest stark beeindruckt. 
„Abmachungen mit Entente ins Stocken geraten“, meldete er weiter, 
„Daher heute Entspannung, wenn auch militärisch noch nichts geändert 
ist“'. In einem weiteren Telegramm vom 21. August faßte er seine Auf¬ 
fassung über die Lage in die Worte zusammen: „Wenn nicht alle Zeichen 
trügen, wird für’s erste hier alles beim Alten bleiben.“ Von einer Audienz 
beim König am 23. August schied der deutsche Gesandte mit dem Ein¬ 
druck, „daß der König fester steht, als ich bisher annahm und daß er 
an seiner Neutralitätserklärung vom vorigen Winter festhält.“ Noch am 
Vorabend des auf den 27. August einberufenen Kronrats, der über Krieg 
oder Frieden entscheiden sollte, versicherte der rumänische Ministerprä¬ 
sident dem österreichisch-ungarischen Gesandten nach Meldung des 
deutschen Vertreters, „daß er nicht die Absicht hätte, uns den Krieg zu 
erklären, daß er die Neutralität aufrecht erhalten wolle und könne, er 
werde ihm gleich nach dem Kronrat den Beweis liefern, daß er die Wahr¬ 
heit sage.“ 
Im Auswärtigen Amt fanden diese letzten zuversichtlichen Auffas¬ 
sungen über die Haltung Rumäniens keinen rechten Glauben. Dort 
überwog die Auffassung, daß Rumänien nach zweijährigem Kampf für 
die Mittelmächte verloren war. Diese Auffassung stützte sich auf wei¬ 
tere aufgefangene italienische Funksprüche, die aufzeigten, daß die Ver¬ 
handlungen zwischen Rumänien und dem Feindverband sich ihrem end¬ 
gültigen Abschluß näherten. Ein Funkspruch vom 9. August besagte, 
daß Rumänien „um den 14. August“ den Vertrag mit dem Feindverband 
unterzeichnen und etwa sechs Tage später losschlagen werde. Diese 
Nachrichten gewannen dadurch an Glaubwürdigkeit, daß am 10. August 
die Saloniki-Armee nach bald einjährigem defensiven Verhalten am Var- 
dar zum Angriff geschritten war. Einer der wesentlichsten Bedingungen 
für den Eintritt Rumäniens in den Krieg war damit in der Tat Genüge 
getan. 
l) S. 165. 
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