Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

deutsche Ernährung unerläßlichen Getreidelieferungen in Verzug geraten 
sei.“ Dies festzustellen war Sache der politischen Stellen. Am 13. Februar 
schlug daher General von Falkenhayn unter Hinweis auf seine Verein¬ 
barung mit der bulgarischen Heeresleitung dem Auswärtigen Amt vor, 
,,daß der deutsche Gesandte in Bukarest beauftragt wird, bis zum 1. März 
alles in seinen Kräften Stehende zu tun, um auf gütlichem Wege Klarheit 
darüber zu erhalten, ob wir von Rumänien dauernd wohlwollende Neu¬ 
tralität mit Lieferung aller von uns gewünschten Materialien zu erwarten 
haben. Auf Grund des vom Gesandten am genannten Tage zu erstatten¬ 
den Berichts würde dann die Entscheidung darüber fallen müssen, ob 
ein Vorgehen gegen Rumänien mit Ultimatum und eventueller Waffen¬ 
gewalt eintreten soll.“ 
Den Antworten aus Bukarest war zu entnehmen, daß der König 
und sein leitender Staatsmann den wirtschaftlichen Forderungen Deutsch¬ 
lands nachzukommen und eine ,,wohlwollende, ökonomische Politik“ zu 
befolgen bereit waren. Würden trotzdem die deutschen Drohungen aus¬ 
gesprochen werden, meinte der deutsche Gesandte, könnte die rumänische 
Antwort darauf der Anschluß an Rußland und die Vernichtung der 
Getreide Vorräte sein. In seiner Antwort vom 1. März bezeichnete Staats¬ 
sekretär von Jagow als offensichtliches Ziel der rumänischen Politik 
,,möglichst lange neutral zu bleiben, um im letzten Moment auf Seiten 
des Siegers ohne großes Risiko noch einen Gewinn einzuheimsen.“ Der 
Staatssekretär fügte hinzu: ,,Wenn nach Verdrängen der Entente aus 
Saloniki ein Vorstoß nach Bessarabien gemacht würde, dann wäre es m. E. 
nicht ausgeschlossen, mittels eines Ultimatums Rumänien zum Mitgehen 
mit uns zu bringen/4 
General von Falkenhayn genügte indessen die kurz darauf über¬ 
mittelte Nachricht, daß ,,der Getreidetransport aus Rumänien gut funk¬ 
tioniere“, um am 4. März den bulgarischen Zaren und General Jekow zu 
verständigen, daß die Notwendigkeit eines militärischen Vorgehens gegen 
Rumänien nicht mehr bestehe. Soweit überhaupt möglich, sei Sicherheit 
vorhanden, daß das Königreich „in wirklicher Neutralität verharren und 
der Aus- wie Durchfuhr nach Deutschland, Bulgarien oder der Türkei 
keine Schwierigkeiten mehr bereiten wird“. Man darf wohl annehmen, 
daß der Leiter der deutschen Operationen diese Lösung mit Befriedigung 
begrüßte. Sodann war die Bedeutung Rumäniens als Durchfuhrland nach 
der Türkei seit Öffnung des Weges durch Serbien stark zurückgegangen. 
Die ganze Aufmerksamkeit des deutschen Generalstabschefs war dem 
Westen, war Verdun zugewendet. Aus diesem Grunde hatte er die Durch¬ 
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