Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

Rückblick. 
Das Kriegsjahr 1915 schloß auf dem Balkan mit einem vollen 
Erfolg für Deutschland und seine Verbündeten: Bulgarien war als neuer 
Bundesgenosse gewonnen, Serbien niedergerungen, die für die Türkei 
lebenswichtige Verbindung nach Konstantinopel sichergestellt, die Li¬ 
quidation der feindlichen Dardanellen-Unternehmung anscheinend im 
Gange. Diese grundlegende Wandlung der Balkanlage zu Gunsten der 
deutschen Kriegführung war letzten Endes dem Anschluß Bulgariens 
zu danken. Nur wegen der Bedeutung Bulgariens für die Gestaltung der 
Balkanlage hatte der Feind von Kriegsbeginn an den Kampf um diesen 
Balkanstaat bis zum letzten geführt. Wie groß diese Bedeutung in der 
Tat war, würde sich aus einer Überprüfung ergeben, welche voraussicht¬ 
liche Folgerungen für die Mittelmächte ein Übergang Bulgariens zum 
Feindverband gehabt hätte. 
Der Sieg über Serbien verstärkte die Stellung der Mittelmächte auf 
dem Balkan außerordentlich und hatte weitreichende unmittelbare und 
mittelbare Auswirkungen. Nach den gemeinsamen Blutopfern war Bul¬ 
garien fest an die Mittelmächte angeschlossen und bildete mit ihnen 
eine Schicksalsgemeinschaft; gemeinsamer Sieg oder Untergang kam nur 
noch in Betracht. Auch die Türkei war nunmehr unlöslich an die Mittel¬ 
mächte geknüpft; die Zeit nahte, wo sie mit deutscher Unterstützung ihr 
volles militärisches Gewicht in die Wagschale des Krieges werfen 
konnte. Die strategischen Auswirkungen des Dardanellen-Sieges auf die 
Gesamtkriegslage ließen sich Ende des Jahres 1915 noch nicht übersehen. 
Sie sollten erst im weiteren Kriegsverlauf sich voll geltend machen; 
immerhin trat schon in diesem Kriegsjahr die Bedeutung der Meerengen 
in Erscheinung, die die einzige leistungsfähige Verbindungslinie zwischen 
den östlichen und westlichen Kriegsschauplätzen des Feindverbandes 
darstellten, aber durch die Türkei gesperrt wurden. Nach dem Nieder¬ 
bruch Serbiens war auch die Ausschaltung Montenegros als Gegner nur 
eine Frage der Zeit. Nicht nur für die Balkanlage, auch für Mitteleuropa 
machte sich der Sieg über Serbien fühlbar. Österreich-Ungarn wurde 
seiner Hauptsorge um die Balkanflanke enthoben und erhielt freiere 
Hand an der russischen und italienischen Front. Durch den Anschluß 
Bulgariens und die Besetzung Serbiens war ferner eine breite Landbrücke 
gewonnen, die Mitteleuropa mit Vorderasien bis nahe an den Indischen 
Ozean verband. Ein gewaltiger Länderblock war damit geschaffen, der 
wenn auch erst für die Zeit nach dem Kriege in wirtschaftlicher Bezie-
	        
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