Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

hierfür entschied, so aus zwei Gründen. Entschlossen, das militärische 
Schwergewicht nach dem Westen, nach Verdun zu verlegen, wünschte 
er zur Täuschung die Aufmerksamkeit des Gegners auf Nebenkriegsschau¬ 
plätze, wie Mazedonien es war, abzulenken. Zum anderen entnahm Ge¬ 
neral von Falkenhayn den Nachrichten aus Athen, daß ein Vordringen 
deutscher und bulgarischer Streitkräfte auf Saloniki, wenn nur schnell 
und bald erfolgend, die griechische Kriegserklärung an Deutschland und 
seine Bundesgenossen nicht auslösen würde. Gewiß wäre Beteiligung 
Griechenlands am Angriff die günstigste Lösung gewesen, aber dies 
schloß die kritische Versorgungslage des Landes aus. Hierauf hatte 
Staatssekretär von Jagow nach Rücksprache mit dem griechischen Ge¬ 
sandten in Berlin die Oberste Heeresleitung nochmals aufmerksam ma¬ 
chen lassen mit dem Bemerken, daß „Griechenland in wenigen Wochen 
ausgehungert werden kann<£. So blieb nur übrig, die Saloniki-Frage durch 
Angriff deutscher und bulgarischer Truppen mit dem griechischen Heer 
Gewehr bei Fuß zu lösen. Dem Entschluß des deutschen Generalstabs¬ 
chefs, die Operationen nunmehr auch und über griechisches Gebiet aus¬ 
zudehnen, folgten noch vor Jahresende die ersten entsprechenden Wei¬ 
sungen. Am 22. Dezember wurde das Überfliegen der griechischen Grenze 
freigegeben, in den letzten Dezembertagen erfolgte der erste deutsche 
Luftangriff auf die feindliche Basis Saloniki.1) 
Die Lage in Griechenland wurde von der deutschen Obersten Heeres¬ 
leitung zutreffend beurteilt. Im Laufe des Dezember stellte sich immer 
klarer heraus, daß mit festem Widerstand in Athen gegen den Feind¬ 
verband nicht zu rechnen war. Anfang Dezember hatte dieser neue, 
weitgehende Forderungen gestellt, unter anderem Zurückziehung der 
griechischen Truppen aus dem Raum von Saloniki und Überlassung des 
dortigen Bahnnetzes. Die Forderungen wollte die griechische Regierung 
zwar hinziehend behandeln, aber an ihrer schließlichen Annahme war 
nicht zu zweifeln, da der Feind hiervon die Getreidezufuhr abhängig 
machte. Mitte Dezember hatten englische und französische Truppen, 
die in Südserbien gekämpft hatten, die Grenze wieder überschritten, ohne 
daß griechische Gegenmaßnahmen erfolgten. König und Regierung schie¬ 
nen sich gegen Jahresende mit dem Einmarsch selbst bulgarischer Trup¬ 
pen abfinden zu wollen, nur um aus der durch den Feindverband ge¬ 
schaffenen unerträglichen Zwangslage herauszukommen. 
x) Nur auf die feindlichen Anlagen, nicht auf die Stadt.
	        
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