Volltext: Oberste Heeresleitung und Balkan

nicht den Charakter einer großangelegten Balkan-Aktion unserer Gegner 
annehmen werde“. Im Gegensatz dazu sah die bulgarische Heeresleitung 
die Lage sehr viel ernster an. Bindende Entschlüsse zu fassen, war jedoch 
vor endgültiger Niederwerfung Serbiens verfrüht. Ende November, mit 
dem Sieg auf dem Amselfeld, war dies Ziel erreicht. Gleichzeitig hatte 
sich die Lage bei Saloniki geklärt. Immer neue Truppenausschiffungen 
ließen erkennen, daß entgegen der anfänglichen Auffassung der deutschen 
und österreichisch-ungarischen Heeresleitung die feindliche Festsetzung 
in der griechischen Hafenstadt doch ein großes operatives Ziel verfolgte 
und dementsprechend zu bewerten war. Am 27. November ging daher 
ein neuer Auftrag an den siegreichen Heerführer der verbündeten Mäch¬ 
te auf dem Balkan, Generalfeldmarschall von Mackensen, ,,unter Siche¬ 
rung der rechten Flanke gegen Montenegro und Albanien die Offensive 
gegen die gelandeten feindlichen Kräfte“ in Südserbien fortzusetzen. Der 
Angriff sollte aber vorerst an der griechischen Grenze Halt machen. Auch 
der deutschen Luftwaffe war das Überfliegen griechischen Gebiets unter¬ 
sagt worden Weitere Entschlußfassung sollte von der Entwicklung der 
Lage in Griechenland abhängen. 
Hierüber klar zu sehen, war auch nach dem Rücktritt der Regierung 
Venizelos unmöglich. An dem aufrichtigen Willen des Königs, die Neu¬ 
tralität aufrechtzuerhalten, war zwar nicht zu zweifeln, wohl aber daran, 
ob er Herr der Lage bleiben würde. Denn im Laufe des November schritt 
der Feindverband zu wirtschaftlichen Druckmaßnahmen, um sich das 
von auswärtigen Zufuhren abhängige Land gefügig zu machen. Am 
23. November forderte der Feind den Verzicht auf die angedrohte Ent- 
waffung der aus Serbien etwa wieder auf griechisches Gebiet übertreten¬ 
den eigenen Truppen1) und verlangte für diese volle Bewegungsfreiheit 
im Raum um Saloniki. Unter dem Druck der angekündigten wirtschaft¬ 
lichen Sperrmaßnahmen nahm König Konstantin beide Forderungen an. 
Ein abermaliger Kabinettswechsel war die weitere Folge; an der Stelle 
von Zaimis übernahm Skuludis die Ministerpräsidentschaft. Daß die 
neue Regierung die Neutralitätspolitik mit großer Festigkeit vertreten 
würde, war kaum anzunehmen. Jedenfalls versicherte Ende November 
im Aufträge des Ministerpräsidenten der griechische Gesandte in Paris 
der französischen Regierung die „vom Charakter aufrichtigsten Wohl¬ 
wollens getragene Neutralität“ Griechenlands. Zwar hatte der König 
wenige Tage vorher dem zu Besprechungen in Athen weilenden englischen 
x) s. 137/138. 
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