Volltext: Briefe und Aufzeichnungen des Generalfeldmarschalls aus Krieg und Frieden

Oec Feldzug gegen die Serben 191Z 
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fängt Lm südlichen Serbien ein gewisser Mangel an Vorräten auf dem Lande an sich 
fühlbar zu machen. Namentlich empfinden unsere Leute, daß der Anbau der Kartoffel 
je südlicher, je mehr aufhört. DaS Nachführen von Kartoffeln in Mengen schließt 
deren Gewicht und Volumen aus." 
EndeNovemberbisAnsangDezember. 
Bis zum 24. November erreichten die Verfolger Mitrovica und Pristina. Die 
Serben ließen eö auf einen letzten VerzweiflungSkampf auf dem Amselfeld nicht mehr 
ankommen. Große Teile streckten hier die Waffen. Die Trümmer zogen sich auf den 
ihnen noch verbliebenen Wegen über Rudnik und Prizren in das unwirtliche Bergland 
Montenegros und Albaniens zurück. Gegen Monatsende besetzten die Bulgaren 
Prizren. Auch hier erwies sich die Gefangenenziffer und die Kriegsbeute groß. „Die 
Zahl der Gefangenen vermehrt sich täglich", heißt eS in einem Brief Mackensens vom 
2. Dezember. „Scharenweise kommen sie aus den Bergen und anderen Schlupf 
winkeln heraus. Geschlossene Schwadronen und Kompanien kommen, von Frost und 
Hunger getrieben und angesichts der Unmöglichkeit, im Gebirge weiter zu fliehen, an 
und ergeben sich. König Peter soll kaum noch eine Leibwache um sich haben. Vielleicht 
wird das Saumtier, das den alten kranken Mann in die albanischen Berge tragen 
soll, von den nachsetzenden bulgarischen Reitern auch noch eingeholt. Die i/jZ Personen 
kraftwagen, in denen der König, sein Gefolge, daS Oberkommando, die Minister und 
der russische Gesandte bis Prizren geflohen sind, haben dort mit Saumtieren ver 
tauscht werden müssen und liegen jetzt verbrannt inmitten der Heerestrümmer, die die 
Felder und Wege bei Prizren bedecken. DaS Elend unter den Gefangenen und der 
flüchtig gewordenen Zivilbevölkerung, die auf dem Amselfeld bei Mitrovica und 
Pristina zusammengedrängt worden ist, soll alle Erwartungen übertreffen. Die Massen 
sind kaum zu ernähren und mit der Kleidung haben sie sich nicht auf den Winter 
eingerichtet. Auch unsere Truppen haben unter diesen Verhältnissen zu leiden, denn 
der Verpflegungsnachschub ist schwierig und schließlich doch auf die Kopfstärke der 
Truppen selbst berechnet." 
Die Gesamtzahl der in dem siebenwöchigen Feldzuge bis Ende November ein 
gebrachten Gefangenen belief sich auf 150000; ein Drittel davon hatten die Bulgaren 
gemacht. Rund 500 Geschütze waren erbeutet worden. Gegenüber dem gewaltigen 
Erfolge durften die blutigen Verluste der deutschen und österreichisch-ungarischen 
Kräfte mit insgesamt Z0000 Mann nicht allzuhoch genannt werden. Erheblich 
schwerere Opfer hatten die Bulgaren gebracht. „Die Bulgaren haben ihre Schuldig 
keit getan", schreibt Mackensen in diesen Tagen. „Sie gelten etwas bei unseren 
Soldaten. Die österreichisch-ungarischen Truppen sind von ungleichem Wert, die 
tschechischen gar nicht angesehen. Sie haben sich als unzuverlässig erwiesen. Um so 
günstiger wird der Deutsch-Böhme, namentlich der Egerländer, beurteilt. Das sind 
tapfere, zähe Leute." 
Der Feldmarschall durfte seine Aufgabe als gelöst ansehen. Schon 
am 25. November schreibt er: „Der serbische Feldzug ist beendet, der mir vom Kaiser 
am 16. September in Allenstein erteilte Auftrag erfüllt. Die Armee des Königs Peter 
ist entscheidend geschlagen und die Verbindung Wien—Konstantinopel auch zu Lande 
frei und gesichert. Der serbische Feldzug bedeutet eine seltene Leistung der beteiligten
	        
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