l86 Oer Siegeszug durch Galizien und Polen im Frühjahr und Sommer igiZ
stabschefs aus den Vorschlägen der Heeresgruppe nunmehr auch jene entscheidende
Schlußfolgerung zogen, die nur sie selbst als verantwortliche Leiter der Gesamt
operationen zu ziehen in der Lage waren: Sie beschlossen die Mitwirkung des
Oberbefehlshabers Ost an dem in Aussicht genommenen neuen Feldzuge im
Raum zwischen Weichsel und Bug.
Als General von Falkenhayn am I. Juli bei Feldmarschall von Mackensen in dessen
neuem Hauptquartier Rawa Ruska erschien, verzeichnete dieser mit hoher Befriedi
gung seine volle Übereinstimmung mit den Einsichten und Entschlüssen der Obersten
Heeresleitung: „Heute morgen war General von Falkenhayn hier zu einer Be
sprechung der Kriegslage. Es ist mir ein Vergnügen mit ihm zu verhandeln, weil
meine Beurteilung der Lage und die sich daraus ergebenden Entschlüsse und Maß
regeln mit den seinigen übereinstimmen. Diese Übereinstimmung hat mich nur noch
sicherer in meinem Vorhaben für die nächste Zeit gemacht. Ich halte also an meiner
AngrifsSabsicht und Angriffsrichtung fest, d. h. ich verbleibe im Vormarsch in nörd
licher Richtung und greife den Feind an, wo ich ihn treffe. DaS ist auch ganz im
Sinne meiner Truppen, die sich dem Gegner überlegen fühlen und nach vorwärts
drängen."
Ein neuer operativer Entschluß von größter Tragweite war zustande gekommen.
Nachdem die Russen in Galizien gründlich aufs Haupt geschlagen waren, sollte nun
gegen ihre in Polen stehenden Hauptkräfte aus zwei verschiedenen Richtungen von
Süd und Nord ein gemeinsamer Schlag geführt werden. Auch an diesem Ent
schluß der verbündeten Heeresleitungen gebührte wieder entschei
dender Anteil Generalfeldmarschall von Mackensen und seinem
Generalstabschef.
4» Brest Litowsk
Erste Julihälfte. Skizzen z und 9
Am 2. Juli entschied der Kaiser in Posen auf Vortrag seines Generalstabschefs
über die Richtung, in der die Streitkräfte des Oberbefehlshabers Ost an der ge
planten Gesamtoperation auf dem östlichen Kriegsschauplatz beteiligt werden sollten.
Entgegen den Wünschen deS Feldmarschalls von Hindenburg und des Generals Luden
dorff, denen ein Vorstoß aus dem Gebiete nördlich des Niemen gegen die rückwärtigen
Verbindungen der Russen in der Richtung auf Minsk vorschwebte, wurde eine
Offensive auS dem Raum der Armeegruppe Gallwitz gegen und über den unteren
Narew östlich an Warschau vorbei in allgemein südöstlicher Richtung angeordnet. Als
Zeitpunkt für den Beginn deS Vorgehens wurde der 13. Juli festgesetzt. Maßgebend
für diese Richtung war die Absicht, auf kürzestem Wege zu unmittelbarem Zu
sammenwirken mit der auS Ostgalizien zwischen Bug und Weichsel nordwärts streben
den Heeresgruppe Mackensen zu gelangen. Durch konzentrischen Druck von Süden
und Nordwesten sollten die Hauptkräfte des russischen Heeres, die in Westpolen in
weit über die Weichsel vorspringender Bogenstellung standen, zusammengepreßt und
ihnen nach Möglichkeit der Rückweg verlegt werden.
Bis zum Beginn dieser neuen gemeinsamen Offensivoperation fiel der Heeresgruppe
Mackensen die Aufgabe zu, solange und soviel als möglich die Früchte ihrer bisherigen