Volltext: Krieg ohne Heer

Doch — am Abend des i6. August, da stand 
mein Kundschafter, todmüde, schweißbedeckt vor Er¬ 
regung, mir wie am 13. in meiner Kanzlei gegen¬ 
über: 
„Herr Major, ich habe eine ungeheuer wichtige 
Meldung zu erstatten!" 
Ich ließ den gänzlich Erschöpften niedersetzen und 
bot ihm eine Zigarette. 
Der Übermüdete machte einige tiefe Züge zur Be¬ 
ruhigung. Und begann: 
„Das Auto führte mich zur Landesgrenze. Dann 
schlängelte ich mich zu Fuß im Dunkel von der Feld¬ 
wachenlinie der Gendarmen nach den östlichen Vor¬ 
posten. Zeh kannte von vielen Ausflügen her Weg 
und Steg nicht nur in der nördlichen Bukowina, son¬ 
dern auch jenseits der Grenze. Auf dem Bauche 
kroch ich in völliger Finsternis durch eine Lücke hin¬ 
ter die Linie der rustischen Grenzwachen. Es war 
mühsam und erforderte äußerste Vorsicht. Wußte 
ich ja: bei Entdeckung baumelte ich wenige Minuten 
später am nächsten Ast. 
Bereits am nächsten Morgen schlenderte ich, 
krampfhaft unbekümmert, durch die von russischen 
Truppen wimmelnden Straßen der Stadt Kamie- 
niec-Podolski. 
Am Tor eines Gebäudes las ich in Kreideschrist: 
„Divisionskommando". Ohne weiteres ging ich 
hinein. Zm Korridor stand auf einer Tür: „Feld¬ 
telephon". 
Ich öffnete, trat ein. Ein Unteroffizier legte ge¬ 
rade die Hörer ab, wendete mir das Gesicht zu. 
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