Volltext: Krieg ohne Heer

Mein bester Äundschafter 
Während es mir gelungen war, mit meiner ge¬ 
ringen Streitkraft den Kleinkrieg schon vom ersten 
Tage an über die Reichsgrenze auf russisches Gebiet 
zu tragen, geschah eine Woche später etwas selt¬ 
sames. Ein Vorfall, an sich oberflächlichem Urteil 
vielleicht belanglos scheinend, durch seine Begleit¬ 
umstände und Folgen aber wohl eines der interessan¬ 
testen Geschehnisse unserer gesamten Kriegssührung. 
Es war am Morgen des iz. August 1914. Ich 
saß, wie seit 6. fast ohne Unterbrechung, bei Karte 
und Telephon, den Grenzkampf meiner Gendarmerie¬ 
posten dem jeweiligen Wechsel der Lage entsprechend 
zu leiten. Gerade hatte ich die Anordnungen für den 
Südflügel getroffen, wo nach mehrtägigem blutigem 
Ringen Russisch-Nowosielica samt der Eisenbahn¬ 
station erobert worden war. 
Da meldete mir die Ordonnanz, ein Zivilist bitte, 
mich in dringlichster Angelegenheit zu sprechen. Als 
ich seinen Noamen hörte, ließ ich den Besucher sofort 
vor. Er hatte dem ihn anmeldenden Soldaten jenen 
Decknamen genannt, unter dem er schon im Frieden 
wiederholt als mein Kundschafter nach Rußland ge¬ 
reist war, um mir jedesmal Geheimnachrichten von 
ganz besonderem Wert zu überbringen. Niemals 
noch hatte sich eine seiner Meldungen als falsch er¬ 
wiesen. 
Ich hatte den Mann vor zwei Jahren gewonnen. Er war 
geborener Russe und hatte in seiner Jugend den kaufmännischen Be¬ 
ruf erlernt. Aus besonderer Vorliebe für den Soldatenftand war er 
als Neunzehnjähriger freiwillig in die Armee des Zaren eingetreten. 
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