Volltext: Krieg ohne Heer

er auf wohl mindestens zehn IDochen im Stiche 
lassen, nur um sich ganz einer Sache zu widmen, de¬ 
ren restlose Klärung ihm von höchstem patriotischen 
Interesse für ganz Österreich-Ungarn dünkte. Da 
verdiente er tatkräftigste Förderung. 
„Auf wie hoch würden sich die Reisekosten belau¬ 
fen?" fragte ich. 
„Aus Zooo Rubel, alles in allem!" 
Das Gesamtpauschale, das mir amtlich für das 
Um und Aus meines Kundschafterdienstes angewie¬ 
sen war, betrug aber bloß monatlich ioo, sage ein¬ 
hundert Kronen! Doch die Angelegenheit hatte auch 
ich als sehr wichtig erkannt. Sollte die russische Stra¬ 
tegie, in der Überzeugung eines unvermeidlich baldi¬ 
gen Kriegsausbruches, jetzt schon die zweckdienlichen 
Maßnahmen treffen? 
Der Kaufmann ging. Ich aber schrieb eine Mel¬ 
dung an das Evidenzbüro des k. u. k. Generalstabes 
nach Wien. Berichtete, was mein im Kundschafter¬ 
dienste so bewährter Vertrauensmann in Rußland 
gehört hatte, und befürwortete nachdrücklich seine 
Bitte, ihm die Reisekosten zu bewilligen. 
Doch das Evidenzbüro des Generalstabes, das, wie 
schon sein Name besagt, alle wichtigen Beobachtun¬ 
gen, Nachrichten und Wahrnehmungen besonders 
über jene Auslandsstaaten, die als mögliche oder 
wahrscheinliche Gegner in Betracht kamen, in „Evi¬ 
denz" zu halten, das heißt zu prüfen hatte, lehnte 
meinen Antrag ab. Es hatte wohl andere Nachrich¬ 
ten über die sibirischen Korps erhalten, die es für 
glaubwürdiger hielt. 
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