Volltext: Spätgotische Kirchenbauten in Ostbayern [21]

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e) Lichtführung, 
Es versteht sich von selbst, daß die Seitenschiffe die meiste Hellig 
keit besitzen. Bis das Licht in das Mittelschiff vordringt, ist ihm alle 
grelle Wirkung genommen. Nur mehr ein weiches, diffuses Licht erreicht 
den Hauptraum. Den tief herabgezogenen Scheidbogen kommt für 
diese ruhige und trotzdem kontrastierende Beleuchtung ein großes 
Verdienst zu. Vielleicht ist dies der Grund, daß man sich in Altbayern 
so schwer entschließen konnte, die Arkadenbögen bis zur Gewölbehöhe 
zu steigern. Künstlerisch sind die Wandzwickel zwischen Scheid- und 
Schildbögen unbefriedigend, aber ob die durch sie erzielte Lichtwirkung 
nicht feierlicher und einem gottesdienstlichen Raum angemessener ist 
als die künstlerisch wertvollere Lösung, das mag dahingestellt bleiben. 
Ein Vergleich zwischen dem Eggenfeldener Bau und dem Altöttinger 
läßt den weit profaneren Charakter des letzteren nicht übersehen. 
j. Die zweischiffige Hallenkirche 
Unter der Bezeichnung „zweischiffige Hallenkirche“ werden zweier 
lei Typen von Kirchen zusammengefaßt, die im Grunde doch recht ver 
schieden sind. Einmal werden darunter verstanden die Kirchen, die 
durch eine Anzahl von Säulen, die in der Mittelachse stehen, in zwei 
Schiffe zerteilt werden. Sodann werden mit dem gleichen Namen 
bedacht die Kirchen mit einem Mittelpfeiler. 
Gegen die Bezeichnung „zweischiffig“ läßt sich bei den letzteren 
eine Anzahl von Bedenken Vorbringen. 
Die „Kunstdenkmäler Oberbayerns“ vertreten die Theorie, daß 
die Kirchen mit Mittelpfeiler aus einem gleichseitigen Sechseck kon 
struiert seien, dessen zwei östliche Ecken die Chorbogenpfeiler, dessen 
zwei westliche Ecken die Emporenpfeiler und dessen südliche und 
nördliche Ecken die Wandpfeiler markieren. (Kunstd. Obby. S. 1706.) 
Guby stimmt dem zu und nimmt als Ausgangspunkt dieses Typs in 
Altbayern die in den Jahren 1417 bis 1430 erbaute Spitalkirche von 
Braunau an. 
Dem widerspricht Pückler-Limpurg und legt das gleichseitige 
Dreieck als geometrische Urform zugrunde. „Der Mittelpfeiler und die 
beiden Pfeiler des Triumphbogens sind die Ecken eines gleichseitigen
	        
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