Volltext: Spätgotische Kirchenbauten in Ostbayern [21]

i. Der einschiffige Grundriß 
In der romanischen Epoche schloß sich an das saalmäßige, von 
vier einfachen Wänden umfaßte Langhaus ein schmaler und niedriger 
Chor an, der anscheinend quadratischen Grundriß hatte, wie der Chor 
in Döttenberg bei Arnstorf vermuten läßt. Die Frühgotik brachte den 
gewölbten Polygonchor. 
Er fand solchen Anklang, daß die quadratischen Chöre fast restlos 
durch ihn ersetzt wurden, während die Langhäuser viel länger in ihrer 
ursprünglichen Form bestehen blieben. 
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurden die Ausmaße des Chores 
beträchtlich vergrößert, aber nur Stethaimer entwickelte sie vorerst bis 
zur vollen Langhaushöhe und -breite. Wie in anderen Lösungen fand 
er auch hierin keine unmittelbare Nachahmer. 
Auffallend stark eingezogen und niedrig sind die Chöre am unteren 
Inn gegen Passau zu, in Neukirchen, Höhenstadt (Abb. 40), Engerts- 
ham und Eholfing. Das liegt wohl daran, daß bei diesen Kirchen Chöre 
und Langhäuser nicht aus der gleichen Zeit stammen dürften. Alle diese 
Kirchen haben nämlich den typischen Passauer Chor aus der Mitte des 
15. Jahrhunderts, von dem später noch die Rede sein wird. Als man 
dann in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts auch die Langhäuser neu 
baute, beließ man die Chöre, trotzdem sie sich mit dem neuen Stil 
gefühl nicht vereinigen ließen. 
Aus der Annahme zweier Bauperioden läßt sich auch die auffal 
lende Tatsache erklären, daß bei Engertsham und Höhenstadt die 
Mittelachse des Chores mit der des Langhauses nicht zusammenfällt 
sondern einen halben Meter auseinander liegt. 
Die Wechselbergerbauten Münchham und Ering sind um 2 Mauer 
breiten eingezogen, aber schon langhaushoch. Sonst ist um 1470 der 
Chor nur mehr um eine Mauerbreite schmäler als das Langhaus. Die 
vorkommenden Abweichungen sind wohl aus Umbauten zu erklären. 
Unter dem Einfluß der fortschrittlichen Landshuter wird schließ 
lich der Chor nur mehr um halbe Mauerbreite eingerückt. (Tauben 
bach u. a.) 
Im Innern der Kirchen hat man allerdings den Eindruck, als ob 
die Chöre mehr als Mauerbreite eingezogen wären, da ein wieder in 
Mauerbreite vorgelegter Chorbogen die Raumzäsur vertieft. 
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