Volltext: Spätgotische Kirchenbauten in Ostbayern [21]

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Der Typ I begegnet uns zum ersten Male in dem kleinen Chor der 
Herrenkapelle in Passau, der 1414 vollendet wurde. 
Ende des Jahrhunderts und noch im 16. Jahrhundert ist dieser 
Typ die Dutzendware der unbegabten Meister, die sich nicht scheuen, 
in nahezu der Hälfte der Fälle zwischen die Joche Gurtrippen ein 
zuziehen, um die schon die durch Figuration begünstigte Jochtrennung 
noch zu unterstreichen. 
Typ. II „Sechsteiliger Rautenstern” 
(Abb. 4) Er ist ein Abkömmling des 
ersten. Auch er betont als Sternfiguration 
selbstverständlich das Joch. Aber zwei 
Momente wirken jochverbindend: erstens 
verschwindet die Gurtrippe vollständig, 
indem sie unter entsprechender Abfla 
chung des Grates durch zwei ungleich 
seitige Rauten ersetzt wird (AA), zwei 
tens wird der Winkel <?, den die Paral 
lelrichtung zu den Stichkappen ergab, bedeutend zugespitzt, wodurch 
sich in einer fortlaufenden Rautenkette an der Scheitellinie wenigstens 
der Ansatz zu einer Längsverbindung ergab. 
Am Wiener Stephansdom wurde der sechsteilige Rautenstern in 
kleinen Gewölbefeldern im Westbau angebracht. Dies dürfte vor 1430 
geschehen sein. Andere Daten sind: Wonneberg, Bez. Laufen 1424, 
Heiligkreuz bei Traunstein 1434, Eggenfelden, Kapelle am nördlichen 
Seitenschiff um 1460. 
Weil die Sternfigurationen der spätgotischen Baugesinnung wenig 
konform sind, erfuhren sie im Gegensatz zu den Rautennetzfigura 
tionen keine weitere Ausgestaltung. Die Rautennetzfigurationen sind 
nämlich überraschend vielgestaltig. Trotzdem herrscht in ihnen durch 
aus keine blinde Willkür, sondern ein verblüffend folgerichtiger 
Gestaltungswille, der allmählich im Laufe eines halben Jahrhunderts 
folgende Typen geschaffen hat. 
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