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Echtheit verbürgen zu wollen, wie sie mir erzaͤhlt
wurden.
Im Waldgebirge zwischen Sivering und
Dornbach lag eine Burg tief versteckt und wohl
befestigt. Hier hauste Wulfo von Herand, fing
die Reisenden und plagte sie so lange, bis sie sich
durch ein hohes Lösegeld loskauften. —
Da hörte er von der hohen Schönheit und
dem seltenen Liebreiz eines holden Maͤdchens, das
ein Waidmann, obgleich selber arm, der hilflosen
Waise sich erbarmend, aufgenommen und erzogen
hatte. Er lauerte ihr auf, und Ida fiel in seine
Gewalt. Ergriffen von der hohen Schöne der zar⸗
ten Jungfrau, entglühte er schnell in heftiger Lei—
denschaft für sie. Weil aber seine Gluth nicht Er—⸗
wiederung fand, schwand ihm die Geduld und Hoff⸗
nung, nach und nach durch sanfte Güte ihr Herz
zu gewinnen, und er wollte die Unglückliche zwin⸗
gen, seine Hand anzunehmen, mit der furchtbaren
Drohung, sie seinen Knechten preis zugeben wenn
sie sich laͤnger weigere, die Seine zu werden.
Nun willigte die schwer Geaͤngstigte scheinbar
ein, nur drei Tage Frist begehrend, in ihrem Her—
zen fest entschlossen, sich eher den Dolch in die
Brust zu senken, eh sie dem Wüͤtherich je ihre Ar.
me öffnete. Freudig über ihre schnelle Willfaͤhrig—
keit veranstaltete der Getaͤuschte sogleich das Ver—
maͤhlungsfest, schickte seine Knechte aus, die Gaͤste
zu seinem Beilager zu laden, und ritt selbst bei sei⸗
nen Waffenbrüdern und Raubgenosfen urnher sie
zum Freudenfeste auf seine Burg bescheidend. Da er
seine That nicht hehl hatte, so wußte bald die ganze