78 —
von Krems nach Weitra, dichter Nebel hemmte
ihnen die Aussicht in die Ferne, sie verirrten sich,
und ehe sie sich's versahen, waren sie vor den Mauern
von Lichtenfels. Sie kannten die große Seele Hu—
g o's trauten es ihm zu, daß er aus ihrem Unfalle
keinen Vortheil ziehen werde, ritten zur Burg hinan,
und sahen ihre schönen Erwartungen herrlich erfül—
let. Liebreich nahm er sie auf, bewirthete sie, die
Kampfgenossen seines Feindes, und ließ sie ruhig
dann nach Weitra ziehen.
Das eben ist der Tugend hohe Macht, daß selbst
die rohere Gewalt sich · vor ihr beugen muß. Hein⸗
rich fühlte dieß, als seine Ritter ihm Hugos schöne
That erzaͤhlten; Achtung trat an den Platz des ko—
chenden Rachegefühls, der Groll verschwand, die
Fehde hatte ein Ende. Der erzürnte Feind ward
umgestaltet in einen ehrfurchtsvollen Freund, und
im Jahre 1270 erbat sich Heinr ich der Küen—
ringer, Hugon als Zeugen bei einer Schenkung,
die er dem Stifte Zwettel machte, wo Hugo
ohnehin so gerne weilte; denn dort lag ja in der
sGostgewahlten Gruft die aedsche Hüne seiner Gat—
tin Kunigunde, aus dem Geschlechte der Herren von
Cheyau entsprossen, die ihm den 21. Jaͤnner 1866
durch den Tod entrissen wurde. Wie werth sie ihm
gewesen zeigt eine Stiftung, die er zum Wohle ih—
rer Seele machte, in welcher er den Willen aus⸗
soricht, an eben diesem Orte einst zu ruhen. Des
Trostes beduͤrftig liebte er besonders die Gesellschaft
der Priester, hoörte aus ihrem Munde begierig die Le—
genden vergangener Tage, bewunderte und ahmte sie
endlich nach Hugo, oftmals im Innern um das
Heil feiner Seele beaͤngstigt, warf sich in solch einem
—