77
—D
Stadt auf eine freie Reichsstadt zu seyn und wurde
wieder die Hauptstadt des Laͤndes, auch die auf ihre
Freiheit begründeten Privilegien gingen ein. — Der
drückenden Hungersnoth wurde bald abgeholfen, die
Wunden die der Krieg geschlagen hatte, geheilt, der
Wohlstand der Stadt hergestellt, durch seine Groß
muth und Milde gewann Friedrich Aller Herzen, so
mehr, je minder sie darauf gehofft, je weniger sie
solche verdient hatten, und von nun an waren ihm
die Wiener aufrichtig ergebeen.
Diese erfreuliche Begebenheit, die unverhoffte
Begnadigung der/ abtrünnigen Hauptstadt, kann jene
Denksaͤule versigen. Vieueicht setzte sie die Stadt,
vielleicht nur ein einzelner Bürger derselben. Ist diese
Vermuthung richtig, so wird es begreiflich, warum
der Ursache der Errichtung in keiner Inschrift ge—
dacht wirb. Der Stifter wollte sein Gelüubde lösen,
die Seelengröße seines Fürsten anerkennen, aber
das Andenken der That, die einen dunklen Schatten
auf den Ruhm seiner Vaterstadt warf/, nicht ins Ge—
daͤchtniß zurückrufen. —
Der Gegenstand der Abbildungen an der Saͤule,
ist ein dem Zeitalter gewöhnlicher und hat nichts
auffallendes. Christ iLeiden und Tod, so wie sein
Abschied von der Mutter,s ein Gebet am Oehlber—
ge, waren bei Denkmahlen, besonders bei Grab⸗
maͤhlern und, Gelubdesteinen , der alltaͤglichste Ge—
genstand der Bildnerkunst.. —57
Der Nahme ist sehr raͤthselhaft. Die Ableitun⸗
gen vom heiligen Krispin, der auf der Saͤule
nirgend vorkommt, und vom Baumeister Spin—
ner, von denen es Sp innerkreuz, S pinus⸗
kreuz geheißen wurde, verdient kaum Erwaͤhnung,