— 212 —
Ursachen und Beginn des großen Bauern¬
aufstandes im Trannkreije.
(Dom Jahre ^6^8 bis 1626.)
Während sich die Bewohner von Ischl mit den
erzählten „Fleischhauerkriegen" beschäftigten, wurde in
Mberösterreich jenes blutige Drama vorbereitet, welches
— durch rücksichtslose Strenge hervorgerufen — auf beiden
Seiten die wildesten Leidenschaften, die gierigste Mordlust
hervorrief und mit dem schauerlichen Blutbade bei
Pinsdorf endete?)
Mathias, ohne eigene Nachkommen, bestimmte näm¬
lich den Erzherzog Ferdinand von Steiermark zu seinem
Nachfolger, nachdem er vorher einen Ausgleich zwischen
den feindlich gegenüberstehenden protestantischen und katho¬
lischen Ständen versucht hatte. Die ersteren setzten eine
Formel auf, des Inhaltes: „für sich und ihre Nachkommen
keinen katholischen Inwohner wegen seiner Religion an¬
zufeinden, sondern gut zu behandeln, jeden dagegen Un¬
gehorsamen des Landes zu verweisen", und verlangten von
den Prälaten buchstäblich das Gleiche betreffs der Pro¬
testanten. Die Katholiken weigerten sich aber dieses zu
thun, und verschärften dadurch den Gegensatz zwischen beiden
Parteien immer mehr.
Da Ferdinand ein Regent war, welcher Krone und
weltliche Macht, sowie den Frieden ' seines Landes der
höchsten Gefahr aussetzte, um dem katholischen Glauben
*) viele Volks-„Profeten" weissagten das Unheil schon längst
vorher, als im Jahre <6*8 während eines ganzen Monates
bei nächtlichem Fimmel ein Komet „mit langer feuriger
Rute" sichtbar und am Christi Himmelfahrtstage \622 ein
so starkes Erdbeben war, daß (z.B. in Goisern) die Glocken
im Thurme zu läuten anfingen.