Die römische Niederlassung in Hallstatt.
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1 Mittheilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien, VII (1878), S. 310 f.
des Kaisers Septimius Severns (193—211), benützt wurde, aber auch in den folgenden
Jahrzehnten bis über die Mitte des Jahrhunderts hinaus in Gebrauch blieb. Vielleicht kann
auch das kleine Sigillatagefäss hieher gezogen werden, insoferne es glatt ist und der Mangel
jeglicher ßeliefdecoration dem vorgeschrittenen dritten Jahrhundert zugeschrieben wird.
Dagegen ist die Glasflasche mit dem Fadenornament chronologisch nicht zu verwertlien,
da sie gewiss eine Importwaare aus fernen Gegenden darstellt, welche durch längere Zeit
als Kostbarkeit eines Familienbesitzes gehegt und bewahrt sein mochte, bevor sie als Grab
beigabe ihre letzte Verwendung fand.
Von einem prähistorischen Objecte, dem Bronzekelt mit Schaftlappen (Fig. 3), der im
Raume B zu Tage kam, sprechen weder v. Arneth noch v. Sacken, wohl aus dem Grunde,
weil in den ihnen vorliegenden Berichten Ramsauer’s von ihm keine Erwähnung gemacht
war. Aber in der die Funde aus diesem Raume betreffenden Tafel des Herrn Isidor Engl
ist er neben der Fibel und der bronzenen Haarnadel aus dem Grabe b abgebildet und
scheint mir bei der Verlässlichkeit von Herrn Engl’s Arbeiten eine Vermengung mit dem
Inhalte eines etwa an anderer Stelle gefundenen keltischen Grabes ausgeschlossen zu sein.
Das Auftauchen des Keltes nun in einem römischen Grabe ist eine befremdende Er
scheinung, aber durchaus nicht unerklärlich. Man hat doch gewiss auch in römischer Zeit
ein oder das andere Stück aus der Vergangenheit zufällig aufgefunden, das etwa verstreut
oder durch Wasser herabgeschwemmt war, und es als etwas Seltsames, damals nicht Be
kanntes aufbewahrt, endlich der Leiche des letzten Besitzers oder der letzten Besitzerin
als einen von ihnen werthgeschätzten Bestandtheil ihrer Habe mitgegeben.
Die Gräber im Gebäude auf dem Hoffschen Grunde können nach den wenigen chrono
logischen Merkmalen, die sie bieten, sicher nicht vor dem Jahre 143, sondern nur
eine geraume Zeit später entstanden sein. Mit diesem Ergebniss begnügen wir uns
vorläufig und wenden uns ähnlichen Erscheinungen auf einer anderen Stelle des Thaies zu.
7. Auf dem Wiesengrunde des Johann Zauner in Lahn (Nr. 20) veranlasste das
k. k. naturhistorische Hofmuseum im Jahre 1876 und 1889 Ausgrabungen an Terrainstellen,
w r elche als Parcelle 193/2 und 194/1 im Katasterplane verzeichnet sind (Fig. 1). Die Er
gebnisse der Ausgrabungen vom Jahre 1876 sind von dem Intendanten des genannten
Hofmuseums, Hofrath Ritter v. Hochstetter, auf Grund der Berichte des Grabungsleiters,
Bergrath Josef Stapf, und der Abbildungen von Herrn Isidor Engl, im Jahre 1878 nach
Abschluss der Untersuchungen über die dort gefundenen Skelete veröffentlicht worden. 1
Herr Custos Szombathy, dem ich die Kenntniss dieser Abhandlung verdanke, ermöglichte
mir auch die Benützung der von Herrn Isidor Engl geführten Protokolle, Pläne und Zeich
nungen beider Ausgrabungscampagnen. Von ihnen sind insbesondere jene vom Jahre 1889,
welche die älteren vom Jahre 1876 ergänzen, für unser Thema von grosser Wichtigkeit,
da sie bisher — meines Wissens — noch nicht publicirt sind.
Vom Höll’schen Grunde etwa 600 M. östlich und vom Wohnhause des Johann Zauner
20 M. nördlich entfernt, begannen Anfangs September 1876 die Nachgrabungen auf Parcelle
194/1 (Fig. 1). Man gerieth dort 12 M. östlich vom Wege zum Salzberg, der den Zauner-
schen Grund durchzieht, in 1'6 M. Tiefe auf das kurze Stück einer Grundmauer von 1 M.
Stärke, die in der Richtung von SW. nach NO. strich, 1 M. weit verfolgt werden konnte