Volltext: Johann Eberhard Nidhard

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13. Lebensausklang und Nachhall. 
Nahezu neun Jahre war es Nidhard vergönnt, den römischen Purpur in 
allen Ehren zu tragen. Das Jahr 1681 setzte seinem Leben das Endziel, der 
1. Februar ist sein Todestag, Rom sein Sterbe- und Begräbnisort. 
Ein Bericht über sein erbauliches Lebensende lautet, wie folgt: „Täglich 
empfing er während seiner Krankheit die heiligen Sakramente der Buße und des 
Altares. Gesalbt mit dem heiligen Oele und gestärkt mit der himmlischen Wegzehrung, 
legte er das Apostolische Glaubensbekenntnis ab. Oftmals erbat er sich von Gott 
und auch von seiner Umgebung, wovon er doch niemand beleidigt hatte, Verzeihung. 
Häufig rief er Jesus und Maria an und machte über sich und die Umstehenden 
das Kreuzzeichen. Auf Zusprüche zur Ausdauer hörte er mit aller Aufmerksamkeit. 
Unter den sehr heftigen Todesschmerzen sprach er mit dem königlichen Psalmisten: 
„Ich will den Herrn preisen alle Zeit; immerdar soll sein Lob in meinem Munde 
sein."1) „Preise, meine Seele, den Herrn und vergiß nicht alle seine Wohltaten."2) 
Und als er bald darauf den Tag seines Todes, den er den Tag des Heiles nannte, 
herannahen fühlte, war er nach Beseitigung sonstiger Sorgen ans das eine bedacht, 
gut und fromm zu sterben. Als der Tag, an welchem er starb, anbrach, ließ der 
gute Kardinal, der mit Gottes Hilfe gehobenen Gemütes war, auf dem Altare, 
der vor ihm im Gemache errichtet war, das heilige Meßopfer darbringen, dem er 
aufmerksam und andächtig mit Aug und Ohr folgte. Christum, das makellose, im 
unblutigen Opfer dargebrachte Lamm, betete er mit bewunderungswürdiger Fröm- 
migkeit an. Nach Vollendung der heiligen Handlung lehnte er sein Haupt, das er 
bisher erhoben hatte, zurück und verfiel in einen sanften Schlaf, in dem er fromm, 
wie er gelebt, seine Seele aushauchte."3) 
Das Testament des Kardinals legt dafür Zeugnis ab, daß es keine hohle 
Redensart war, wenn der Ordensgeneral in seinen Briefen die besondere Liebe 
Nidhards zur Gesellschaft Jesu rühmend hervorhob. In demselben heißt es unter 
anderem: „Ueber die zeitlichen Güter, die mir entweder vom Apostolischen Stuhle 
zugestanden wurden oder die ich selbst erworben und erhalten habe, verfüge ich 
wie folgt, und ernenne und bestimme vor allem als Universalerben das Römische 
Profeßhaus der Gesellschaft Jesu, welcher ich nach Gottes Erbarmung und Berufung 
am 6. Oktober im Jahre des Heiles 1631 in der oesterreichischen Provinz zu 
meinem großen Glücke beigetreten bin, einer Gesellschaft, deren wunderbare und 
geradezu himmlische Einrichtung, deren so glühenden Eifer, Gottes größere Ehre 
zu wirken unb Seelen zu gewinnen, deren genaue Beobachtung der Ordensregeln, 
deren heiteren und geradezu unbedingten Gehorsam, deren seltene, unter Menschen 
aus so vielen und verschiedenen Nationen herrschende Brüderlichkeit und Eintracht, 
deren hervorragende Pflege jeglicher Art von Geisteswissenschaften, deren fortwährendes 
und unermüdliches Streben, wahre, solide und vollkommene Tugenden sich anzu- 
eignen, und, um von anderem zu schweigen, deren wundervolle Gleichhaltung aller 
Mitglieder in Speise, Tracht und Wohnung in jeder Hinsicht ich stets innig ver- 
ehrt habe und, ach, so gerne, wie es meine Pflicht gewesen, mit rastlosem Sorgen 
und Abmühen angestrebt hätte. " 4 ) 
_______ 
1) Ps. 33, 2. 
2 ) Ps. 102, 2. 
3 ) Eggs a. a. O. S. 509 f. Eggs beruft sich auf Mitteilungen aus Rom. 
4 ) Aus dem Jesuitenkolleg Stonyhurst in England Nse. A. IV (N II. f. 48-57); der 
lateinische, bisher noch nicht publizierte Urtext wurde mir von B. Duhr 8. 1. zur Ver- 
fügung gestellt.
	        
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