Volltext: Johann Eberhard Nidhard

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unter diesem und jenem Vorwände hinausgeschoben; die Gefühle meines Herzens 
habe ich brieflich Sr. Eminenz dem Kardinal zu eröffnen getrachtet, was auch in 
vorzüglicher Weise Pater Eberhard tat, der, um dem seinem Ordensgelübde so unange- 
messenen und für die Sozietät so neuen Titel überhaupt zu entgehen, mit größter 
Bereitwilligkeit den Verzicht auf die Stelle eines spanischen Gesandten anbot. Unter 
solcherlei Verhandlungen erschien plötzlich Se. Eminenz Kardinal Massimi, um 
über erhaltenen Auftrag dem Pater Eberhard den unumstößlichen Entschluß des 
Papstes mitzuteilen und ihm die mit zittriger Namensfertigung endlich gegebene 
Einwilligung in den Befehl Sr. Heiligkeit abzuringen. Es war also nicht anders 
möglich, als daß unter Tränen und mit Trauer einerseits der Pater gehorchte, 
andererseits ich mich beruhigte und dahin mein Augenmerk richtete, daß dieses Beispiel, 
das wirklich beispiellos dasteht, niemals ein Beispiel werde. Daher habe ich den 
Papst mündlich und schriftlich gebeten, durch das Breve, das er zu erlassen willens 
war, diese Tür, wodurch die Einfachheit und Demut der Sozietät nur geschädigt 
und ertötet würde, nicht bloß zuzusperren, sondern zuzumauern. Und das hat er 
huldvollst versprochen und gehalten. 
Das ist die Reihenfolge des ganzen Vorganges. Wie sehr müssen wir doch 
Gott bitten, daß er das Wirken des neuen Bischofes immerdar zu seiner Ehre 
und zum allgemeinen Besten lenke! Das verdient derselbe gewiß von uns allen 
aus vielen Gründen und ganz besonders wegen seiner unvergleichlichen Liebe zur 
Gesellschaft. Zwar hat er deren Kleid abgelegt, niemals wird er jedoch seine so 
zärtliche Liebe zu ihr ablegen; und zwar hat er das Ordenskleid mit tiefer 
Betrübnis und unter Tränen abgelegt, so daß alle zum Mitleid bewegt wurden. 
Und nun: Mögen mich Ew. Hochwürden Gott im heiligen Meßopfer recht 
häufig empfehlen. 
Rom, 28. Dezember 1671. Ew. Hochwürden Diener in Christo 
Johannes Paulus Oliva 8. J. 
 
12. Im Purpurkleide des Kardinals. 
Schon wiederholt wurde in der bisherigen Schilderung des Lebens Nidhards 
auf den römischen Purpur hingewiesen, dessen dieser Mann würdig sei. Schon 
Philipp IV. trug sich mit solchen Gedanken, der Staatsrat gab seinerzeit dieser 
Erwägung Raum und die Königin bemühte sich in dieser Sache mit einer Ausdauer, 
welcher der Erfolg schließlich nicht ausblieb. Am 22. Februar 1672 wurde Nidhard 
von Klemens X. in den obersten Senat der Kirche als Kronkardinal Spaniens 
aufgenommen; am 9. Mai desselben Jahres wurde diese Erwählung publiziert, 1) 
Der Kaiser äußerte sich hierüber mehrmals in seinen Briefen an Pötting mit 
Ausdrücken der Genugtuung und des besonderen Wohlwollens für seinen ehemaligen 
Lehrer, Erzieher und Vertrauensmann. So schrieb er unter dem 20. April 1672, 
da er die bereits vollzogene Erwählung Nidhards noch nicht kannte, über die Aus- 
sichten desselben auf das Kardinalat: „Nidhard hoffe ich werde es jezo nit ausbleiben 
und wünsch es ihm wohl von Herzen, weilen es jezo ohne neuem praejudicio 
(Vorurteil) sein samt, 2 ) da er wirklich nach so vielen Verfolgungen, die ihm halt 
gerade nicht das Blut kosteten, wohl verdient, mit der Farbe des Blutes oder dem 
Purpur beehrt zu werden." 
_______ 
1) Er war vorher „in petto" behalten worden, d. h. der Papst hatte im Februar 
seinen Namen nicht genannt. 
2) Von hier ab ist der Urtext lateinisch.
	        
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