Volltext: Johann Eberhard Nidhard

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Er war noch nicht außerhalb des Erzbistums Toledo, als er einen Gnaden- 
brief erhielt, mit welchem ihm die Königin 2000 Dukaten anweisen ließ, um ihm 
ein standesgemäßes Auskommen zu sichern. Zugleich soll ihm die Königin außerdem 
auch Bargeld für die Kosten seiner Reise übermittelt haben. Wie berichtet wird, 
hat Nidhard nur das Reisegeld angenommen.1) Begreiflich, denn als Ordensmann 
mußte er sich in diesen Angelegenheiten wie überhaupt in betreff seiner Zukunft 
zunächst mit seinen Oberen ins Einvernehmen setzen. 
Don Juan anlangend gehört das Weitere der Geschichte Spaniens an; es 
genüge zu bemerken, das sein Triumph nicht lange währte. Auch jene Historiker, 
die in der Schilderung der Kämpfe zwischen Nidhard und Don Juan den letzteren 
mehr oder minder begünstigen (insbesondere sind es Spanier, z. B. Lafuente), 
sehen sich schließlich bemüßigt zuzugeben, daß dieser unruhige Mensch zuletzt alles 
enttäuschte. „Don Juan, aufgebläht durch seinen Sieg, wurde immer anmaßender 
und das Volk von Madrid, gereizt durch einige seiner Forderungen, verlor seine 
Begeisterung für ihn."2) „Obschon Don Juan durch die kräftigen Maßregeln, die 
er, um seinen Nebenbuhler zu stürzen, ergriffen hatte, seinen Endzweck erreichte, 
konnte er doch sein eigenes Ansehen nicht gründen."3) Der Vorwand, unter dem 
der Bastardprinz sich bewaffnet hatte, fiel seit der Abreise Nidhards weg. Don 
Juan erhielt denn auch von der Königin den strikten Befehl, sich über 30 Meilen 
von der Hauptstadt zu entfernen. Nicht ohne Widerwillen gehorchte er und setzte 
nun sein altes Ränkespiel gegen andere hochstehende Personen fort. Endlich, als 
er am 22. Mai seine unbedingte Unterwerfung ausgesprochen hatte, ernannte ihn 
die Königin zum Generalvikar der Länder der aragonesischen Krone. Als solcher 
war er ziemlich kaltgestellt. Als er dann später unter Karl II. mit fast unum- 
schränkter Gewalt die Staatsverwaltung Spaniens übernahm, versagte er gänzlich. 
„Seine Maßregeln entsprachen nicht den Erwartungen des Publikums; denn er 
war mehr mit der Gründung seiner Macht als mit dem Glücke des Volkes beschäftigt." 4 ) 
 
11. Nach Rom. 
Die Freiheit benützend, die ihm gelassen worden war, als außerordentlicher 
Gesandter entweder Rom oder den Wiener Hof zu wählen, entschloß sich Nidhard, 
nachdem er jedenfalls mit seinen Oberen hierüber sich ins Einvernehmen gesetzt, 
für die Tiberstadt. Wien konnte er nicht gut wählen, da ihm die ablehnende Haltung 
des Kaisers, wie aus einer bereits mitgeteilten früheren Bemerkung desselben hervor- 
geht, bekannt sein mußte. Seine Feinde scheinen erwartet zu haben, er würde in 
der Versenkung gänzlich verschwinden. Pötting berichtet nämlich unter dem 17. April 
1669, Nidhard habe seine Bestallung als außerordentlicher Gesandter in Rom 
erbeten und erhalten, was man ihm sehr übel nehme. Nach einer anderen Quelles 
wäre diese Angelegenheit einen Monat später, nämlich bei der Ankunft Nidhards 
_______ 
1) Nach Relation II. S. 27 lautete die Anweisung, wie oben angegeben, auf 2000 
Dukaten und betrug das Reisegeld, „wie man sagt", 2000 Dublonen; nach Coxe a. a. O. 
lautete die Anweisung auf 2000 Piaster nebst 200 Pistolen Reisezuschuß. Nach Coxe hat 
Nidhard nur das Reisegeld angenommen. Derartige Züge, die doch zur Beurteilung 
des Charakters Nidhards wesentlich sind, wie z. B. auch die Zurückweisung der in Madrid 
bereits angebotenen Geldgeschenke, teilt die Mation, die ja ganz auf Seite des Don Juan 
steht, nicht mit. 
2) Lafuente a. a. O. S. 20. 
3 ) Adams Geschichte von Spanien a. a. O. S. 114. 
4 ) Ebd. S. 129. 
5 ) Relation II. S. 244.
	        
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