Volltext: Einkreisung und Durchbruch der Zentralmächte [15/16]

Elsaß-Lothringens oder vielmehr, der Verlust Elsaß-Lothrin¬ 
gens wirkte, weil er das bleibende Symbol des Unterliegens 
war. — Wäre es jedoch möglich gewesen, noch ein Menschenalter 
lang den Frieden zu erhalten, so wäre vermutlich der Revanche- 
gedanke endgültig ausgebrannt. 
Dies müssen gerade die leidenschaftlichsten Anhänger der 
Revanche gespürt haben, weil gerade sie es fürchten mußten. 
Darum in den letzten zwei Iahren ihre atemlose Arbeit, ihr 
rastloses Drängen, bei dem sich der ebenso leidenschaftlich 
zum Kriege treibende russische Botschafter, der Poincares 
Wahl durchsetzen half, mit ihnen verbündete. Iswolsky 
wußte sich dabei im Einklang mit dem größten Teil des Hofes. 
Der Kaiser und die Kaiserin waren für den Frieden, aber ihre 
Umgebung träumte nur von Krieg. 
England als Zeind Österreich-Ungarns. 
Den Weltkrieg hat man im französischen Präsidenten- 
palais und in Rußland gewollt. Mit Jubel begrüßten ihn 
die Herren und Damen der Petersburger Gesellschaft, die 
ihn so lange ersehnt und die ihr möglichstes getan hatten, 
ihn herbeizuführen. Wieder einmal sollte das große und immer 
größer gewordene Rußland einen Vorstoß unternehmen, 
und diesmal den gewaltigsten, da es sich darum handelte, 
Österreich-Ungarn zu zertrümmern, Deutschland tief zu demü¬ 
tigen und dann ungehindert nach Konstantinopel und an die 
Dardanellen zu dringen. Die Schuld der russischen Kriegs- 
partei an der größten aller Katastrophen steht unzweifelhaft 
fest. Es ist aber sehr wahrscheinlich, daß die maßgebendsten 
Personen in Rußland und im verbündeten Frankreich den 
verhängnisvollen Entschluß damals nicht gefaßt hätten, wenn 
sie nicht zu der Überzeugung gelangt wären, daß England 
ihnen beistehen werde. Von der Regierung Englands 
war daher, wie man nahezu mit Bestimmtheit 
sagen kann, die Entscheidung abhängig. 
Das Verhalten der englischen Regierung war so, daß es 
im Zusammenhange mit ihren früheren Handlungen aus die 
russischen und die französischen Machthaber den unzweifelhaften 
Eindruck machen mußte, England werde mit ihnen in den 
Kampf ziehen. Bis heute jedoch weiß man nicht, und vielleicht 
wird man es .noch lange nicht wissen, ob sich die englische 
Regierung in dieser Weise verhalten hat, weil auch sie tat- 
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