Volltext: Ein Volk in Waffen

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Siebentes Kapitel. 
Regimenter marschierten singend und rauchend heran. Wenn man end- 
lich aus dem Dorf herauskommt, nimmt zwar der Verkehr nicht ab, 
aber man ist doch wenigstens nicht mehr in enge Gassen eingeklemmt. 
Ein Regenschauer klatscht wieder auf die bogenförmig gespannten 
Zeltdächer der Bngagewagen und dieses Land, das schon genug mit 
Wasser und Blut getränkt ist. Wir in unserm Auto leiden keine Rot, 
aber wir müssen der Soldaten denken, die draußen in den Schützen¬ 
gräben liegen und frieren, denn dort ist es im Herbstregen fürchterlich. 
Ein deutscher Offizier erzählte mir, das Wasser stehe in einigen Grüben 
fußticf, und die Soldaten müßten wohl oder übel in der Nässe stehen 
bleiben. In einigen Gräben höhlen sie oberhalb des Wassers Nischen 
aus, wo sie wenigstens sitzen oder liegen können. Ein Versuch, die 
Gräben auszutrocknen, lohnt sich nicht, und auch wenn es möglich wäre, 
Feuer zu machen, ist das strengstens verboten, denn der Feuerschein 
würde dem Feind die Stellung verraten. 
Eine Kolonne schleppt lange, schwere Baumstämme für einen Brücken¬ 
bau herbei. Dort liegt ein verunglücktes Automobil mit den Rädern 
nach oben. Ist die Straße vor uns eine Strecke weit nur einigermaßen 
frei oder nur von einer einzigen Kolonne befahren, so steigert der 
Chauffeur die Schnelligkeit zu toller Hast, um Gelände zu gewinnen. — 
Es war noch hell, als ich nach Stenay zurückkam. Am Eingang 
des Schlosses saß der Kronprinz und ruhte sich aus; er war eben vom 
Tagesdienst zurückgekehrt. Später machte ich noch einen Spaziergang 
durch die Stadt. Bei den Maasbrücken wurde ich von den Wachtposten 
angehalten, die mich bestimmt, aber höflich aufforderten, meinen Ausweis 
vorzuzeigen. Es ist ja nicht weiter verwunderlich, daß ich ihnen ver¬ 
dächtig vorkam, da ich ein Skizzenbuch unter dem Arm trug. Bloß einer 
von ihnen, ein ehrenwerter Landwehrmann, erklärte querköpfig, mein Aus¬ 
weis sei nicht genügend. „Also der Generalstabschef General Moltkc 
imponiert Ihnen nicht?" — „Nein, der Ausweis muß von der fünften 
Armee abgestempelt sein", antwortete er. Ein paar Kameraden von ihm 
retteten die Situation, nachdem sie den Ausweis gelesen und versichert 
hatten, daß General Moltke ihnen genüge. 
Nach einem kurzen Besuch im Lazarett, das in einer französischen 
Artilleriekaserne eingerichtet war, kehrte ich um und blieb erstaunt am
	        
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