Volltext: Ein Volk in Waffen

Achtzehntes Kapitel. 
Immer noch Antwerpen. 
/^er 16. Oktober: Ein Gedenktag. Vor neun Jahren verließ ich 
Stockholm mit Tibet als Ziel. Wie ruhig und friedlich schien 
damals die Welt, wie wenig ließen sich die Gewitter ahnen, die nun 
von Pol zu Pol donnern. Der Russisch-Japanische Krieg hatte eben 
aufgehört — Russen und Japaner waren Freunde geworden. Da¬ 
mals hatte der russische Botschafter in London, Graf Benckendorff, die 
Stirn zu Lord Curzons tibetischer Politik gerunzelt. Aber als der 
Sturm gegen Deutschland vorbereitet wurde, und in den Tagen, als 
er losbrach, wurden Rußland und England Freunde — wie seinerzeit 
Pilatus und Herodes. 
Ein trüber Tag, dieser 16. Oktober! Kein Zipfel zu sehen von der 
deutschen Reichsflagge, die schon eine ganze Woche von der Turmspitze der 
Kathedrale, hundertdreiundzwanzig Meter über der Erde, herabwehte. An 
dem Eingang nach der Place Verte zu stand ein älterer Portier mit un¬ 
beschreiblich strenger Amtsmiene. Er würdigte mich kaum eines Blicks, 
als ich in höflichstem Ton fragte, ob die Kathedrale offen sei. „Die Kathe¬ 
drale ist offen," antwortete er, „aber nur für deutsches Militär." Schön, 
mein Alter, dachte ich und zog meinen „Sesam, öffne dich" heraus, 
den Ausweis General von Moltkes. Der Portier las das Papier und 
bekam von Zeile zu Zeile ein immer längeres Gesicht. Als er zu Ende 
war, nahm er seine Mütze ab und sagte: „Ist es wirklich wahr? Da 
kann ich ja dem Herrn Doktor sagen, daß ich Schwede bin, geboren 
in Wisby, seit dreißig Jahren ansässig in Antwerpen, und Dahlgren 
heiße."
	        
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