Volltext: Ein Volk in Waffen

Zweites Kapitel. 
Kriegsbilder auf der Fahrt. 
^Unsere erste Etappe ist Potsdam, 28,9 Kilometer. Es geht mit 
-d rasender Geschwindigkeit auf dem herrlichsten Weg durch Alleen 
und an Parks nnd langen Reihen großer, neuer Häuser vorüber. Da 
ist Wannsee mit seinen unzähligen verankerten Segelbooten, seinen Laub¬ 
wäldern, Villen und Wirtshäusern. 
Nicht weit von Beelitz erschallt ein Schuß unter dem Auto. Aber 
es ist noch keine Granate, nur ein Reifen ist gesprungen und zwingt 
uns zu halten: ein Hufeisennagel hat sich eingebohrt. Aber Deffner 
ist geübt; im Handumdrehen hat er den Schaden ausgebessert. Es weht 
ein frischer Wind, und es saust in den Kiefern an den Straßenrändern. 
Der Spätsommer klagt, daß der Herbst so nahe ist. Man wird ganz 
durchblasen, wenn man im offenen Auto mit einer Geschwindigkeit von 
60 Kilometern die Stunde führt und den Wind gegen sich hat. Aber auch 
alle langweiligen Gedanken sind wie fortgeblasen, aller Klatsch und alle 
Kleinlichkeit, mit denen man sonst im Leben fürliebnehmen kann; sie kommen 
nicht mit, und man hat ein Gefühl steigender Freude und Befreiung, wenn 
die.weiten Felder, die freundlichen Städte, Höfe und Wälder und die 
Eschen, Eichen, Ahorne und Linden der endlosen schnurgeraden Alleen 
vorüberfliegen und verschwinden, während der Geschwindigkeitsmesser 
gegen 70 Kilometer zeigt. Nichts deutet an, daß Deutschland eben 
seinen größten Krieg erlebt. Gewaltige Ladungen duftenden Heus werden 
von den Wiesen hereingefahren. Es gibt also noch Pferde in Deutsch¬ 
land, die anderes ziehen als Kanonen und Munition. Die Flügel der 
Windmühlen drehen sich knarrend und mahlen das Korn, das in Brot
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.