Volltext: Ein Volk in Waffen

166 
Zwölftes Kapitel. 
schwer, sich in die letzten Augusttage des Jahres 1870 zu versetzen, als 
Marschcill Mac Mahons Armee in langen Kolonnen auf diesen Straßen 
nach Beaumont und Sedan marschierte. In jenem Wald dort, den wir 
südwestlich und südlich von Le Chesne sehen, erschienen die ersten deutschen 
Kavalleriepatrouillen am 29. August auf dem Marsch nach Norden. Das 
waren Reiter, die weniger als vierzehn Tage vorher unvergänglichen Ruhm 
auf den blutgetränkten Feldern von Vionville und Mars-la-Tour sich 
erworben hatten. Still! Die Trompeten schmettern vor der Front der 
Brigade von Bredows. Mein Blick trübt sich. Der Fremdling aus 
dem Lande Karls XII. fühlt einen Stich in der Brust. Aus weiter, 
weiter Ferne erklingen andere wunderliche Töne, und doch so ähnlich, 
aus jener Zeit, da sein eignes Volk den Kampf der Germanen gegen 
den Osten führte. Ihn umschäumt die Lebenskraft des deutschen Heeres, 
des deutschen Volkes. Er erkennt nun etwas, was er schon vorher er¬ 
kannt hat. Er erkennt die Wahrheit jener Antwort, die der arme schwe¬ 
dische Unteroffizier Weßling den Generälen Zar Peters gab auf ihre 
Frage, wie es käme, daß die Schweden so tapfer kämpften, zwei gegen 
hundert: „Das mußten wir um unseres gnädigsten Königs Willen und 
getreu unserer Pflicht." Dieser Geist leuchtet jedem deutschen Soldaten 
aus dem Auge. 
Dann landen wir schließlich in Vouziers am Westufer der Aisne. 
Der General nimmt von ein paar Offizieren der Etappcnkomman- 
dantur die Berichte entgegen über das, was sich seit gestern zugetragen 
hat. Dann geht die Fahrt weiter nach Süden auf der Chaussee, die 
nach Sechault und Cernay führt. In dem zuletzt genannten Dorf sind 
wir zwanzig Kilometer westlich von Varenncs. Aber zwischen diesen beiden 
Orten breitet sich der Argonner Wald aus, in dem noch heiß gekämpft 
wird. Von Ccrnay geht nach Westen die große Landstraße nach Reims. 
Auf den ersten sechzehn Kilometern dieser Straße, d. h. bis zum Dorf 
Somme-Py, hatte ich Gelegenheit, einige höchst interessante Punkte zu 
besichtigen. Diese Straße war Ende September die letzte nach Süden, 
die in dieser Gegend vom deutschen Heer besetzt worden war. 
Das erste Dorf westlich von Ccrnay ist Rouvroy, und weiter wollten 
wir heute nicht fahren. Wir machten einen kurzen Aufenthalt und aßen 
unser einfaches, feldmäßiges Frühstück, lange, schinalc Scheiben Kommiß-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.