Volltext: Ein Volk in Waffen

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Bäumen auf dem andern Ufer leuchteten endlose neue Reihen von 
Planwagen weiß und gelb aus dem Grün hervor; sic fuhren über die 
Brücke und verschwanden unter der Wölbung der Ciscnbahnbrückc; 
Wagen für Wagen fuhr knarrend nach Westen, und cs dauerte lange, 
bis sie über den Fluß waren, um so mehr, als an beiden Brückenköpfen 
angeschlagen stand: „Ganz langsam fahren." 
Endlich war die Brücke frei, und cS ging weiter. Auf einer Wiese 
biwakierte eine Kolonne; ein Eisenbahn;ng führte Gardctruppcn heran. 
An einer Straßcnbiegung arbeitete eine Schar Eisenbahntrnppcn; bei 
ihnen verweilten wir einen Augenblick, denn unser Unteroffizier verteilte 
zwei Kisten Zigarren und fünfzig Konservenbüchsen, das letzte, was noch 
von seinen Kölner Liebesgaben übrig war. 
In der kleinen Stadt Montmedy waren fast alle Häuser in 
Lazarette verwandelt; auf den Maucrstnmpf eines zusammengeschossenen 
Hauses hatte ein Spaßvogel geschrieben: „Wartcsaal erster Klasse." 
Ein anderes Haus hatte der von den Deutschen gebauten neuen Eisen¬ 
bahn im Wege gestanden, sic ging gerade hindurch. Ein Zug bayrischer 
Soldaten kam eben vorbei; bald folgte ein anderer mit sächsischer Land¬ 
wehr, Pionieren, Wegebau- und Tclcgraphcntruppcn. 
Ans dem Markt in Montmedy machten wir eine Weile halt, um 
Benzin aufzufüllen. Hier standen ganze Reihen von Automobilen, die 
meisten Autobusse vom Roten Kreuz und Apothekcrwagcn mit Arznei¬ 
mitteln und Verbandartikcln. Einige katholische Schwestern wandelten 
über den Markt in dunkelbraunen Trachten, einen Strick um den Leib, 
eine schwarz-weiße Haube auf dem Kopf und um den Hals ein Kreuz 
an der Kette hängend. Vermutlich gehörten sic zum Franziskaner-Orden. 
Es rauschte wunderlich melancholisch in den dichtbelaubten Kastauicn- 
bäumcn, und von Zeit zu Zeit sprengte ein Reiter vorüber. 
Wieder fuhren wir durch Marvillc, das schöne Dorf mit seinen 
amphitheatralisch aufgebauten Häusern, roten Ziegeldächern und der 
überragenden Kirche. Auf den Feldern ringsum biwakierten Truppen 
und Troß, und die Ackergeräte standen verlassen, nachdem die deutschen 
Soldaten die heurige Ernte geborgen hatten. 
Trotzdcin Longuyon weit mehr vom Kriege gelitten hatte, schienen 
hier noch mehr Einwohner zurückgeblieben zu sein als in Stcnay, wo 
Hedin. Ein Volk in Waffen. Gr. A. 9
	        
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