Volltext: Gorlice-Tarnow [21]

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hatte während unserer Artillerievorbereitung hinter den Stellungen 
der Russen ruhig pflügende Bauern beobachten können. 
Der Sturm des Korps Francois. Der Divisionsbefehl des 
Generalmajors Fabarius, dessen 82. Reserve-Division nördlich der 
119. Infanterie-Division vorgegangen war, hatte das Hineinsenden 
starker Kräfte in das Trümmernreer von Gorlice wohlweislich 
untersagt. Die Stadt mit ihren Kellern und Unterständen mußte 
fallen, wenn die umgebenden Höhen in die Hände der Angreifer 
gelangten. Dementsprechend hatte der Infanterie-Brigade-Kom- 
mandeur, Oberst Kaupert, seinen Hauptdruck gegen die Kirchhofs¬ 
höhe westlich Gorlice und die Kuppe 337 nördlich der Stadt an- 
gesetzt. Schwere Minenwerfer hatten hier vorgearbeitet. Ein ganz 
besonderes Waffenglück hatte das schlesische Reserve-Infanterie» 
Regiment Nr. 271. Ihm war es beschieden, den mit allen Mitteln 
zeitgemäßer Befestigungskunst ausgebauten Iudenfriedhof am West* 
hange der Höhe 357 und diese Höhe selbst zu nehmen, während weiter 
südlich Teile des Reserve-Regiments 272 den Gegner in Gorlic« 
von Westen her anpackten und beschäftigten, auf dem linken Flüge! 
der Division die Märker des Reserve-Regiments 270 zum Sturms 
schritten. Ein Mitkämpfer schildert das Vorgehen der 271er mit 
folgenden Worten: „Am 2. Mai Punkt 10 Uhr vormittags brachen 
aus den Gräben die drei Kompagnien eines in Breslau auf- 
gestellten Bataillons in aufgelösten Schützenlinien hervor, genau 
gleichzeitig setzte sich die letzte Kompagnie an den rechten Flügel. 
Mit dem Bataillonskommandeur an der Spitze stürmte die tapfere 
Schar den Berg hinauf, überschüttet von geradezu wahnsinnigem 
Feuer des Gegners, das noch durch flankierendes Infanterie- 
und Maschinengewehrfeuer von rechts her aus Gorlice verstärkt 
wurde. Aber weder das Feuer, noch die Gräben, Schluchten, 
Sümpfe und Drahtverhaue konnten den Sturmlauf aufhaltem 
Zwar die Reihen wurden immer lichter*), ein Kompagnieführer, 
drei Offiziere und viele Unteroffiziere und Mannschaften berieselten 
bald mit ihrem Blute die Sturmbahn, aber nach 35 Minuten 
war trotz tropischer Sonnenglut der Gegner erreicht, und der Nah- 
*) Anmerkung des Verfassers: Die ganze Division verlor an diesem Tage: tot 
5 Offiziere, 137 Mann; verwundet 1 Oisizier, 364 Mann; vermißt 2 Mann.
	        
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