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es nicht gelungen, die Drahthindernisse zu zerstören.; hier mußten
Infanterie» und Pioniertrupps mit Drahtscheren und Schnell»
brücken nachhelfen. Gar mancher Brave mußte seine Tollkühnheit
mit dem Tode besiegeln. Aber nichts konnte die zum Siege
Entschlossenen aufhalten. Anschaulich schildert ein Kompagnie¬
führer des bayerischen Infanterie-Regiments Nr. 22, das zu¬
nächst eine südlich des Zamczysko-Berges gelegene Jähe nahm,
das blutige Ringen wie folgt: „Der Gott der Deutschen war mit
uns. Punkt 10 Ahr kletterten wir die Höhe hinauf. Von rechts
über die Mulde und oben vom Iägerhäusl *) bekamen wir eia
übles Flankenfeuer. — Immer mehr schoben wir uns kriechend
und eingrabend vorwärts. Am stärksten war das Feuer von rechts
seitwärts. Aber auch von vorne schossen sie noch, also waren
immer noch Leute im Graben..Mit Schuhschildern versehen kletter¬
ten unsere Leute bis zum Drahthindernis vor. Bis dahin hatte
unsere Artillerie, mit einem Feuerschuh dicht vor uns her, noch
das Vorgehen begleitet. Am Drahthindernis, das noch unversehrt
war, stockte das Vorgehen. Ich hatte große Sorge, wie ich da
durchkommen könnte. Zunächst wurden die Maschinengewehre
herangeschafft und an überhöhenden Stellen in Tätigkeit gebracht.
Sie hielten die feindliche Grabenbesatzung nieder. Ein Aber«
springen des Hindernisses war fast unmöglich; man wäre darin
hängen geblieben und hauptsächlich von rechts abgeschossen worden.
Da gab es plötzlich links einen Ruck; die Russen schienen zurück--
zugehen. Unsere Leute sprangen sofort auf, ich hinüber über das
Drahthindernis. Die Leute mir nach! Der eine stolperte, der
andere blieb hängen, aber bald waren wir größtenteils im Graben.
Schon streckten die Russen die Hände hoch und winselten. Hier
im Graben sah es schrecklich aus. Tote und scheußlich verstümmelte
Russen lagen darin und dahinter. Verwundete, Gewehre, Tau¬
sende von Patronen, Kochgeschirre und allerlei Materialien lagen
auf dem Boden herum. Die Artillerie und die Minenwerfer
hatten schreckliche Arbeit geleistet."
Besondere Lorbeeren holte sich das bayerische Infanterie-
*) Etwa 1 km östlich A 469 gelegen.