Volltext: Gorlice-Tarnow [21]

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schlagen, nach Möglichkeit eincbnen, den Gegner demoralisieren 
und der eigenen Infanterie so den Weg bahnen. Im ganzen 
waren es etwa 700 Geschütze, die diese Aufgabe zu lösen hatten 
lsiehe Anlage Seite 88), eine für damalige Zeit gewaltige Menge. 
Ferner war neu die Bereitstellung einer großen Anzahl von 
Minenwerfern, die z. T. zugweise einzelnen Divisionen als be¬ 
wegliche Kampftruppe zugeteilt wurden. An Stellen, wo man 
dem Feinde so nahe gegenüberlag, daß die Artillerie nicht mehr 
wirken konnte, oder da, wo nach Ansicht der Infanterie die 
Artillerievorbereitung noch nicht genügte, wurden die Minen¬ 
werfer mit gutem Erfolge eingesetzt. Das scharfe, ohrenbetäubende 
Krachen der leichten, mittleren und besonders der schweren Minen 
verfehlte selbst auf die starknervigen Russen seine Wirkung nicht; 
ihre Widerstandskraft ließ im Minenfeuer sehr bald nach. 
Aber das Heranziehen noch fo zahlreicher Artillerie und Minen¬ 
werfer, der feurigste Angriffsgeist der in bestem Zustande be¬ 
findlichen Truppen, die größte Einheitlichkeit der unteren Füh¬ 
rung und die geschickteste obere Führung verbürgten den Er¬ 
folg des strategischen Durchbruches allein nicht. Ein Haupt¬ 
erfordernis war es, daß der Feind überrascht wurde. Es mußte 
glücken, die Russen anzufallen und zu überrennen, ehe sie gegen 
das drohende Unheil ihre Gegenmaßnahmen treffen und starke 
Reserven heranführen konnten. Um zu erkennen, wie schwer es 
war, diese Forderung zu erfüllen, muß man sich klarmachen, daß 
die deutschen Angriffstruppen durch ganz Deutschland gefahren 
werden mußten, daß in Österreich das Auftreten so gewaltiger 
deutscher Verbände etwas ganz Neues war und daher von allen 
Leuten, die sie sahen oder davon Kenntnis erhielten, als großes 
Ereignis besprochen wurde. Außerdem erfolgten die Ausladungen 
und tagelangen Anmärsche zu den Versammlungsräumen in einer 
Gegend, wo die russische Spionage ihren Kundschafterdienst mit 
Klingendem Rubel hervorragend ausgebaut hatte. Die Ablösungen 
der österreichisch-ungarischen Truppen durch deutsche mußten un¬ 
mittelbar vor den Augen der Russen vor sich gehen, und schlie߬ 
lich'erforderten die Angriffsvorbereitungen selbst eine lange Zeit; 
sie konnten der Erd- und Luftbeobachtung seitens des Gegners
	        
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