Volltext: Gorlice-Tarnow [21]

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erschien nicht mehr zweifelhaft, sobald dem Dreiverbände ein 
wirklicher strategischer Erfolg beschieden war. Außerdem war 
es dem Zarenreiche nach einem großen Siege gegen österreich- 
Angarn unbenommen, der schwer ringenden Türkei den Todes¬ 
stoß zu versetzen. Seit Mitte März war es,fiür erkenntlich, daß 
unsere Gegner mit Hilfe der englisch-französischen Mittelmeer¬ 
flotte einen umfassenden Land- und Wasser-Angriff gegen die 
Dardanellen planten. Auch die russische Heeresleitung hatte in 
Südrußland Kräfte für eine Landung am Bosporus versammelt. 
Aber noch einmal ging die Gefahr vorüber. Die Russen mußten 
infolge des heftigen österreichisch-ungarischen Widerstandes ihre 
in Südrußland bereitgestellten Divisionen nach den Karpaten 
werfen. Schon schien der Durchbruch dort glücken zu wollen. Da 
griff rechtzeitig als Retter in höchster Not das 3 Divisionen starke 
deutsche Beskidenkorps unter General der Kavallerie v. der 
Marwitz Anfang April ein. Der russische Ansturm kam an dem 
eisernen Widerstande der verbündeten Linien zuni Stehen. Gleich¬ 
zeitig glückte es auch weiter südöstlich, nachhaltige Angriffe der 
Zarenheere abzuweisen. Die russische große Angriffsbewegung in 
den Karpaten konnte Mitte April als völlig gescheitert angesehen 
werden. Trotzdem aber trat keine Entspannung der Lage ein. 
Italiens Kriegsabsichten wurden immer klarer; mit einer baldigen 
Kriegserklärung war zu rechnen. Es handelte sich also jetzt darum, 
schnell den Russen einen Schlag zu versetzen, der ein Freimachen 
erheblicher österreichisch-ungarischer Kräfte für den Schuh der 
Donaumonarchie gegen Italien ermöglichte. Die deutsche Oberste 
Heeresleitung schlug daher am 13. April 1915 der österreichisch- 
ungarischen vor, den Erfolg in einem Durchstoßen der russischen 
Front in Westgalizien zu suchen. Die Rückwirkung eines dort 
erzielten großen Sieges auf Rumänien konnte nicht ausbleiben. 
Der Entschluß, die zur Ausführung des Planes notwendigen 
starken Kräfte der Westfront zu entnehmen, konnte nur gefaßt 
werden im vollen Vertrauen auf die Unüberwindlichkeit der deut¬ 
schen Verbände in der Verteidigung. Die in Frankreich befind¬ 
lichen Engländer und Franzosen waren unserem Westheere dann 
allein an Infanterie um mehr als 600 Bataillone überlegen. In
	        
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