Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

456 
Friedrich Feiger 
sondern nur für das große amerikanische Geschäft. Gm anderer Zliegerabwurf, für 
die British working men (Arbeiter) bestimmt, beschwört diese, nicht für die Interessen 
der großen Rapitalmacht Amerika zu kämpfen. England hätte die internationalen 
Rechte verletzt, dieser Krieg bringe nur das Hungersterben von vielen deutschen 
Frauen und Rindern. 
Ein anderer Zettel kündigt an: Deutschland wird nicht nur Belgien freigeben, 
sondern kämpft auch für eine Liga der Nationen. Also warum weiterkämpfen? 
Aus einem Fliegerzettel für englische Arbeiter: „Wünscht Ihr DId-Englands 
Ruin für Rlorgans Profit? Agitiert für eine Friedens-Regierung!" 
In einem anderen Zettel wird den englischen Arbeitern im Schützengraben sogar 
damit Angst gemacht, daß Frauen zu Hause ihre Plätze in den Fabriken eingenommen 
hätten! 
Lin anderer malt in düsteren Farben die „Amerikanische Gefahr" an die Wand. 
Ein Fliegerzettelgedicht für einfache englische Soldaten bestimmt, beginnt so in 
wörtlicher Übersetzung: 
„Belgien war eine blutige Lüge 
Und das Elsaß eine andere, 
wir knüpfen Llogd George und Wilson auf 
Und gehen heim zu Muttern!" 
Deutsche Frontpropaganda für amerikanische Soldaten 
Da führt einer aus: Die Engländer hätten die Amerikaner nur als Kanonenfutter 
ausersehen, die Deutschen wären keine Hunnen. Und sie, die Amerikaner, kämpften 
nur für das englische Weltreich. Außerdem noch für die amerikanischen Grotzkapita- 
listen, Morgan, Schwab und McAdoo. In einem anderen Fliegerzettel steht u. a.: 
„Ihr kämpft dafür, daß die Geldmagnaten von wall Street eine Kontrolle über das 
gesamte Geld der Welt einführen können!" (Vas klingt richtig prophetisch, nur war er damals 
propagandistisch unwirksam!) 
In einem Fliegerzettel, überschrieben: „Leben, Freiheit und Glückseligkeit" heißt 
es u. a.: 
„Oie Wall-Street-Millionäre mögen ja diesen Krieg lieben, weil sie dadurch Lillionäre 
werden. Uber du, mein Junge, mußt das alles bezahlen, bezahlen mit deinem Blut und mit 
Steuern." 
Ein letzter Fliegerzettel der zweiten Gktoberhälfte 1918 weist nach, daß ja Deutsch¬ 
land zum Frieden bereit wäre aus Grund der Wilsonschen Garantie für einen Waffen¬ 
stillstand. Diese Fliegerzettel spiegeln im gewissen Sinn die Weltgeschichte dieser 
schicksalshaften Tage wider. 
Ein englisches Fliegerheftchen, betitelt: „Eine Botschaft an die amerikanischen 
Soldaten von zu Hause", weist auf Englands Falschzüngigkeit hin, die Amerikaner 
stürben nur für England. Und die Geschichte des englischen Imperiums sei nur aus 
Blut und Stahl zusammengesetzt. Und immer wäre England der Feind der Ameri¬ 
kaner gewesen usw. 
Aus deutschen Fliegerzetteln für französische Truppen 
Der erste Propagandazettel für ftanzösische Soldaten wurde bereits am 19. No¬ 
vember 1914 in feindliche Gräben geworfen, daraus ergibt sich mit ziemlicher Sicher¬ 
heit, daß die Deutschen in der Frontpropaganda den Anfang machten. Dieser und der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.