Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Friedrich Feiger 
Zwei gefälschte Nummern bet „Straßburger Post" vom 29. August 1916 und 
vom 16. Oktober 1917 enthielten teils Propagandaartikel, teils eingestreute schlechte 
Witze im Feuilleton, teils boshafte, fingierte Inserate im Inseratenteil, so daß das 
alles wie politische Rarnevalsscherze anmutete. Eines dieser giftigen Inserate sei 
hergesetzt: 
U.T. 
vornehmster Lichtspielhaus 
Zum Totlachen! 
Neu! Neu! 
Lehmann dank ab! 
hochaktuelles Filmlustspiel von 57 Kilo» 
meter Länge 
1. Teil 
Lehmann kann alles! 
Lehmann in den unglaublichsten Situa¬ 
tionen und Rollen: als Rdmiral, Dichter, 
General, Historiker, Kreuzfahrer, Maler, 
Musiker, Porzellanfabrikant, Prediger, 
Feldgrauer usw. usw. 
2. Teil 
Lehmann vor Paris. Siegreiche Zurück¬ 
nahme der vordersten Linien an der Marne 
Das Etappenschwein 
3. Teil 
„Vas habe ich nicht gewollt!" 
Sodann ist noch eine Nummer der „Freien Zeitung", Lern, vom 27. März 1918 
in abgeänderter Aufmachung als Fliegerausgabe, abgeworfen worden. 
Den Beschluß dieser Zeitungsfälschungen machte eine Nummer des „Nampf", 
eines revolutionär-sozialistischen Wochenblattes, das von deutschen Deserteuren in 
Amsterdam gegründet wurde, vom 8. Juni 1918. 
Allen diesen Zeitungsfälschungen ist gemeinsam, daß sie täuschend echt aus¬ 
sehen und erst bei näherem Studium sich als Fälschungen entpuppen. 
von sonstigen Fälschungen seien noch genannt: 
Zwei täuschend nachgeahmte Reclam-hefte, betitelt: Siegfried Balder (Röse- 
meier), „Zwei Fragen" und „Lexikon deutscher Zitate, herausgegeben von Alfred 
h. Fried". Man muß sich dabei vorstellen, daß Reclam-Heftchen den Lesebedarf des 
deutschen Feldgrauen im Westen in besonderem Maße deckten! Diese beiden Buch- 
fälschungen sind geradezu raffiniert gemacht, jeder Feldgraue, der diese Abwürfe 
fand, mag sie ahnungslos aufgehoben und erst dann den Irrtum gemerkt haben. 
Ein bayerisches illustriertes Rriegsanleiheblatt von Ludwig Ehoma und 
K. Arnold wurde täuschend gefälscht und zeigte vollendet französische Boshaftigkeit 
in politischer Aufmachung. 
Ein illustriertes Flugblatt des Berliner Rriegspresseamtes „Auf zum End¬ 
kampfe" wurde ebenfalls gefälscht und forderte die deutschen Soldaten und Arbeiter 
auf, den Kaiser zu zerschmettern. 
Was soll man aber dazu bemerken, daß sich die französische Frontpropaganda 
nicht scheute, ein gefälschtes Reisebrotmarkenheft des Deutschen Reiches durch 
Flieger abwerfen zu lassen? Genau besehen war diese Fälschung eine blaue Oktav¬ 
broschüre ohne Eitel mit Anzeigen aus sozialistischen Zeitungen, das Vorwort vom 
2. Januar 1916 datierend.
	        
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