Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Ernst ttabisch 
kann vielleicht jetzt nach dem Gstfrieden die Ukraine das nötigste liefern,- der Rück¬ 
gang der Männerzahl ist nicht zu bannen. Vis zum herbst 1918 können wir uns noch 
notdürftig auf gleicher Stärke halten — dann geht es unweigerlich bergab. Umgekehrt 
hat der Zeind vom Krühjahr ab den wachsenden Zustrom der Amerikaner zu erwarten, 
der seine Heeresmacht dauernd mehren wird. Lin Zahr währt jetzt der unbeschränkte 
U-Boot-Rrieg — er hat nicht gehalten, was sich die Marine von ihm versprach. Rein 
Zeichen, daß der Keind bereit ist zu einem Frieden, der Deutschland die Lebens- 
möglichkeit läßt,- „Vernichtung" ist jedes Wort, das von dort herübertönt. Wir können 
nicht mehr hoffen, daß der U-Loot-Rrieg England auf die Rnie zwingt, ehe die Hilfe 
der Amerikaner auf den Schlachtfeldern des Westens wirksam wird. Augenblicklich 
sind im Osten zahlreiche Divisionen frei geworden, rollen nach dem Westen. Zum 
ersten Male während des Rrieges werden wir in diesem Frühjahr unsern Westgegnern 
an Zahl der Divisionen überlegen sein — eine kurze Zeit! Lassen wir diese kurze Zeit 
ungenützt, lassen wir die Monate bis zum Wirksamwerden der Amerikaner — und 
ich rechne, daß dies im April beginnt — wartend und verhandelnd verstreichen, dann 
ist diese einzige günstige Lage unwiederbringlich vorüber. Dann können wir das Ende 
unserer Widerstandsmöglichkeil fast auf den Monat berechnen. Das weist der Gegner. 
Er wird seine Rräfte sammeln und nichts unternehmen, was uns Gelegenheit zu 
einem Erfolg gibt, bis er — vielleicht übers Zahr — vollständig angriffsfertig ist. 
verteidigungsschlachten wie an der Somme und in Flandern ertragen unsere Trup¬ 
pen nicht mehr. Darum müssen wir, und zwar so bald als möglich, angreifen. Zur 
Wahl steht sicheres, langsames versinken oder ein gewaltiger Ruck, der Rettung 
bringt; denn wir können angreifen. Unser Heer ist bereit. „Es darf nicht geglaubt 
werden, daß wir eine Offensive haben werden wie in Galizien oder Ztalien. Es wird 
ein gewaltiges Ringen, das an einer Stelle beginnt, sich an der andern fortsetzt und 
lange Zeit in Anspruch nehmen wird, das schwer aber siegreich sein wird!" 
„Siegreich sein wird!" Der Raiser bestätigt noch einmal sein schon früher ge¬ 
sprochenes Za. Mit diesem Augenblick ist Sein oder Nichtsein des deutschen Volkes 
für Zahrhunderte endgültig auf des Schwertes Spitze gestellt. Führt diese letzte, höchste 
Rraftanstrengung des deutschen Heeres nicht zum Ziel, macht sie nicht den Gegner 
bereit zum Frieden, dann kommt der Zusammenbruch. Rach so viel neuen Blut¬ 
opfern, nach so hoch getriebenen und dann enttäuschten Hoffnungen gibt es keinen 
Widerstand mehr. Dann macht Alberich das Ende. 
Die Stunde des Generals Fach am 26. März 1918 
voullens, das kleine, unbekannte Städtchen 30 km nördlich Amiens, am Authin, 
hinter dem rechten Flügel des englischen Heeres, von heute ab hat sein Name welt¬ 
geschichtliche Bedeutung! 
Zn der Amtsstube des Bürgermeisters im Rathause sind um die Mittagszeit hohe 
englische Generale in eifriger Besprechung: Auster andern Sir henrg Wilson, der 
Ehef des Generalstabes des britischen Heeres, Sir Douglas haig, der Oberkomman¬ 
dierende der englischen Festlandsarmeen. Dazu der Rriegsminister Milner. Unter 
dem Eindruck der schweren Niederlage des englischen rechten, des französischen linken 
Flügels durch den Angriff der deutschen 17., 2. und 18. Armee, der drohenden Tren¬ 
nung der verbündeten Armeen durch den unaufhaltsam vorwärtsdringenden Reil 
der deutschen 18. Armee, sind Wilson und Milner herbeigeeilt aus London, um die
	        
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