Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Frontpropaganda bei Feind und Freund 
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Alles in allem: Man mutz gestehen, diese englische Frontpropaganda ist ungeheuer 
raffiniert, klug und geschickt, geradezu kaltschnäuzig, bedeutet Seelenfang nach angel¬ 
sächsischen Geschäftspraktiken. Unzählige Ideen werden variiert, immer wechselt 
das Gesicht dieser Propaganda, was soll man dazu sagen, wenn die englische Pro¬ 
paganda an der italienischen Krönt tschechischen Truppen gegenüber sogar Grammo¬ 
phone im Schützengraben verwandte, die tschechische Nationallieder spielten? 
Nus dem Inhalt der französischen Frontpropaganda 
Auch die französische Frontpropaganda ist ungemein geschickt, voll Esprit, raffi¬ 
niert, einfallsreich, vielseitig, es fehlt ihr aber der methodische Zug der englischen. 
Sie ist dafür grausamer, boshafter, pathetischer, spiegelt stark gallischen Geist und 
entgleist manchmal bei Hatzausfällen gegen alles Deutsche ins hysterische. Sie wandte 
ungefähr dieselben Propagandamitte! an wie der englische Aufklärungsdienst, näm¬ 
lich Fliegerabwürfe verschiedenen Formats, vom kleinsten Zettel bis zum illustrierten 
Propagandablatt im Oktavformat, Faksimiledrücke von Gefangenenbriefen und 
-karten, Propagandabücher und -broschüren wechselnden Formats, sodann einige 
Luftzeitungen, auf die unten noch näher eingegangen werden soll. Dazu kam noch 
ein neuer Propagandatrick: nämlich die Zeitungsfälschung und die Buchfäl¬ 
schung. Zeitungen und Broschüren flatterten aus der Luft zu Boden, sahen zu¬ 
nächst ganz harmlos aus, der Kinder fing ahnungslos an, sie zu lesen. Da merkte 
er, datz er kein gelbliches Reclam-Heftchen, an das er zuerst gedacht hatte, in Händen 
hielt, sondern eine schlimme hetzerische Propagandabroschüre,' die abgeworfenen 
Zeitungen waren giftgeladene Fälschungen. 
Die deutschen Hintermänner der französischen Krontpropaganüa 
wenn man die vielerlei Drucksachen der französischen Krontpropaganda im 
Ganzen überblickt, fällt einem vor allem eines auf, nämlich die Vertrautheit der fran¬ 
zösischen Propagandisten mit den deutschen Verhältnissen, mit der deutschen volks- 
stimmung, mit den deutschen Stammeseigenheiten und der deutschen Seele über¬ 
haupt. wer die eindrucksamsten dieser Blätter und Zettel liest, denkt unwillkürlich: 
die' Leute, die diese Propagandatexte schrieben, kennen die Deutschen fast besser» 
als sie sich selbst! Es ist ganz außer Zweifel, datz diese Drucksachen verblüffen konnten 
und Eindruck machten, erst mit der Zeit merkte man, datz sie alles ins Böse ver¬ 
zerrten und die Dinge und Verhältnisse wie durch einen düsteren schwarzen Spiegel 
erscheinen Netzen, war es möglich, datz französische Propagandisten sich psychologisch 
so intim in deutsches Wesen einfühlen konnten? Der Eingeweihte aber weitz, datz 
diese ftanzösischen Propagandisten, die die Texte für die ftanzösischen Kliegerzettel 
entwarfen, keine Franzosen, sondern deutsche Überläufer und Verräter, die in 
der Schweiz lebten, waren. Ein Spezialist für französisch.e Krontpropaganda unter 
ihnen war l)r. Rösemeier, vor August 1914 Redakteur an der „Morgenpost" in 
Berlin. Er hatte sich allmählich ganz an den Feind verkauft und arbeitete regelrecht 
im Solde Frankreichs, wir nennen neben Dr. Rösemeier den Berliner Hausbesitzer 
Dr. Greiling, den Verfasser von „J’accuse“, einem Propagandabuch, das von der 
Entente in verschiedene Sprachen übersetzt und in der ganzen Welt vertrieben wurde. 
Ferner sei noch erwähnt Dr. Schlieben, früherer deutscher Konsul in Belgrad,
	        
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