Frontpropaganda bei Feind und Freund
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Gesamtvertrieb von englischen Propagandaschriften
Es wurden monatlich an der Westfront hinter den deutschen Linien abgeworfen:
Im April 1918 etwa 1000000 Propagandaschriften
im Juni 1918 1689457
im Juli 1918 2172794 „
im August 1918 3958116
im September 1918 3715000 „
im Oktober 1918 5360000 "
1.—10. November 1918 1400000
Die englische Wochenproduktion von Flug-
blättern in der letzten Kriegswoche (November
1918, um das Innere von Oeutschland propa¬
gandistisch zu bearbeiten) betrug insgesamt
(vorbereitende Propaganda) 3000000 „
Oie mutmaßliche Monatsproduktion bei Fort¬
setzung des Krieges (zwecks Zermürbung des
inneren Deutschlands) hätte betragen. . . .12000000 „
Oie Zeitdauer vom ersten Entstehen bis zum erfolgten Abwurf eines Propaganda¬
flugblattes betrug nur 48 Stunden!
Statistische Ergebnisse der englischen Frontpropaganda
im deutschen Heere
Deutsche Armeebefehle befahlen Offizieren und Mannschaften bei strengen
Strafen, Propagandamaterial sofort abzuliefern. Außerdem wurden beträchtliche
Finderlöhne ausgesetzt. Demnach erhielt jeder deutsche Soldat 3 Mark für das erste
Exemplar eines Fliegerabwurfs, außerdem 30 Pfennig für jedes weitere Stück,
ferner 5 Mark für Ablieferung eines abgeworfenen Fliegerbuches.
Die deutschen Feldgrauen lieferten insgesamt ab:
im Mai 1918 84000 Fliegerzettel
im Juni 1918 120000
im Iuli 1918 300000
Genaue zuverlässige Angaben aus den nächsten Kriegsmonaten fehlen, doch kann
man schon aus den wenigen Zahlen eine überraschende Steigerung der Ablieferung
ablesen. Aber es fällt in die Augen, daß die englischen Gesamtabwürfe im Monat
Juli 1918 bereits 2172794 Stück Flugschriften betragen hatten. Auch wenn man in
Betracht zieht, daß viele der hinter der deutschen Front abgeworfenen Propaganda¬
schriften ungelesen vermoderten und der Witterung zum Opfer fielen, muß doch aus
zwingenden Gründen gemutmaßt werden, daß ein großer Teil der englischen Ab¬
würfe nicht zur Ablieferung gelangte, sondern unzählige Zettel von den Soldaten
als Ving an sich, als Propagandablätter, als Kriegsandenken aufgehoben, heimlich
herumgezeigt und dann in die Heimat gesandt wurden. So gelangte ein großer Teil
dieser Flugzettel — jeden Monat immer mehr — wie Schwärmsporen in das von
Hunger ermüdete, von unterirdischer Propaganda bereits unterwühlte Deutschland,
begann auch da wie ein schleichendes Gift zu wirken.