Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

24 Ernst Rabisch 
der Begeisterung, das kleine Klämmchen des Aufstandes anzublasen zu riesiger 
Klamme, die aus den Wüsten Arabiens hinüberleckt bis Damaskus." Napoleonische 
Gedanken eines jungen Gelehrten, T. E. Lawrence, den eine Laune des Schicksals 
aus dem englischen Nachrichtenbüro in Nairo hineingeworfen hat in Sonnenglut 
und Eiseshauch der Gartenlandschaften und Hochflächen zwischen Damaskus und 
Mekka. Er wird die durch jahrhundertealte Blutfehden, durch ewige Eifersucht zer¬ 
rissenen Leduinenstämme einen und zu einem Kreiheitskampfe führen, der eines 
Tages die Getäuschten aus der kaum gespürten Namenshoheit des Sultans in Stambul 
unter die verhüllte, aber eiserne Herrschaft britischer Weltmacht gebracht haben wird. 
Das Jahr 1916 nähert sich seinem Ende. Soeben kehrt Lawrence, wenige Monate 
nach Beginn seiner Mission, von kurzer Reise nach Rairo zurück zu Kaisal, den er als 
den rechten Propheten des Nationalkrieges erkannt» dem er den Glauben an die 
Ehrlichkeit britischer Hilfe, an die Wahrheit seiner eigenen Zreundschaft und Be¬ 
geisterung für das freie, große Araberreich eingeflößt hat. Kindet, daß Kaisal eine 
Schlappe erlitten hat und — was schlimmer ist — daß den Türken jetzt der Weg frei 
liegt nach Janbo, einem Hasenstädtchen am Ostufer des Roten Meeres, 250 km 
westlich Medina, der Basis des Kaisalschen Aufgebotes, wohin England diesem 
Waffen, Munition, — alles zuführt, dessen er bedarf, seine locker gefügten Truppen 
zusammenzuhalten, zu kämpfen. 
Lawrence eilt nach Janbo, ruft das englische Geschwader des Roten Meeres 
herbei. Am nächsten Tage trifft es ein — zugleich Kaisal — nach zweiter Niederlage 
durch Überraschung und Panik. „Der letzte Akt unseres Krieges schien begonnen zu 
haben" (Lawrence). Die Stadt halb verfallen, auf abgeflachtem, das Meer sechs Meter 
überhöhendem Norallenriff. Zwei Seiten umspülen die Kluten, auf den beiden andern 
weite Sandflächen ohne Lodenbedeckung, ohne Wasser weit und breit. Ein Ort, bei 
Tage kaum zu stürmen — aber die Nacht? Die Kriegsschiffe legen sich so, daß ihre 
Geschütze, ihre Scheinwerfer das Angriffsgelände kreuzweise bestreichen. Wird das 
genügen? Nach zweimaliger Panik bedürfen die Araber wenigstens des Scheines 
einer Befestigung. Dor den zerfallenen Stadtwall wird rasch ein neuer Damm ge¬ 
schichtet, dünner Stacheldraht davor gezäunt, Maschinengewehre werden postiert. 
Die Nacht senkt sich herab und Schweigen über die Stadt. 
Elf Uhr abends. Leise fliegt das Wort „Alarm!" von Haus zu Haus. Patrouillen 
haben den Keind auf 5 km entdeckt. Nicht Ruf, nicht Schuß ertönt, still eilt jeder auf 
seinen Posten. Leuchtende Regel ergießen sich geräuschlos aus den Scheinwerfern der 
Schiffe über das Land, tasten in alle Niederungen und Mulden, die schwache Deckung 
bieten könnten. Da sinkt den Türken der Mut. Die lautlose Stadt, die Menge er¬ 
leuchteter Schiffe erschüttern ihre Nerven, die unheimlich still suchenden Lichtbündel 
zeigen erbarmungslos die flache Ebene, die durchkämpft werden soll. Ein kurzes 
Zaudern — dann machen sie kehrt? am Morgen sind sie verschwunden. „Und in dieser 
Nacht", schreibt Lawrence, „glaube ich, haben sie ihren Krieg verloren." 
Uneingeschränkter U-Boot-Handelskrieg 
Am 8. Januar 1917 beraten in pleß Generalfeldmarschall hindenburg, General 
Ludendorff und Admiral v. holtzendorff, der Ehef des Admiralstabes. Der Kriedens- 
vorschlag der deutschen Regierung und ihrer Derbündeten vom 12. Dezember 1916
	        
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