Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Der arme Krieg 
Von Major d. R. a. D. Walter Bloem 
Äbährend der Zeit der Vorbereitung auf die große Zrühjahrsoffensive 1918 lag 
die 5. Znfanterie-Oivision in der Champagne in Ruhe. Um uns herum wurde jedes 
Städtchen, jedes Dorf für die Aufnahme massenhafter Truppenbestände instandgesetzt. 
All diese Riesenarbeit war Bluff, nur dazu bestimmt, den Zeind in den Glauben zu 
versetzen, unser großer Vorstoß werde von der Champagne aus anrennen. In Wirk¬ 
lichkeit waren ja zwei ganz andere Angriffspunkte in Aussicht genommen. Erst etwa 
zehn Tage vor dem Losbrechen der Offensive erfolgten die ungeheuren Truppen¬ 
verschiebungen, die dazu erforderlich waren. Aber selbst ehe wir die eigentlichen 
Ziele erreichten, wurden wir in einer großartigen Rochade-Bewegung wiederum an 
einen ganz anderen Punkt geworfen. Wir fuhren mit der Lahn aus der Champagne 
bis zu dem belgischen Städtchen Linche in der Nähe von Mons — dieser Stadt, deren 
Name für die Angehörigen der 1. Armee unverwischbar mit der Erinnerung unserer 
ersten großen Schlacht gegen die Engländer verbunden ist. 
von Binche aus rückten wir dann in acht Nachtmärschen wieder nach Süden 
bis zum Punkt unseres Einsatzes, unserer Ausgangsstellung im Abschnitt nördlich 
St. Ouentin bis gegenüber dem holnon-lvalde, der unser erstes Angriffsziel war. 
So großartig die Vorbereitung der Offensive ausgebaut war, ebenso glänzend 
war die Verfassung der Angriffstruppen. Während der nahezu drei Ruhemonate, 
welche meine Division in der Champagne verleben konnte, haben wir uns mit bei¬ 
spielloser Hingebung auf die uns bevorstehende Aufgabe der Durchbruchsschlacht vor¬ 
bereitet. Das Regiment bestand zu einem weitaus überwiegenden Prozentsatz aus 
blutjungen Soldaten, von denen viele noch nie im Gefecht gewesen waren. Das 
Gffizierkorps, soweit Rompanieführer, Adjutantur und Zrontoffiziere in Betracht 
kamen, hatte fast ohne Ausnahme das Lebensalter der bürgerlichen Mündigkeit noch 
nicht oder erst eben erreicht. Die drei Bataillonskommandeure waren nahezu die 
einzigen Offiziere, die schon beim Vormarsch unter den Zahnen des Regiments aus¬ 
gerückt waren. Trotzdem waren die Leistungsfähigkeit und der Geist dieser jungen 
und zum Teil noch jeder Nriegserfahrung entbehrenden Truppe nach den drei Aus¬ 
bildungsmonaten als geradezu glänzend zu bezeichnen. Noch ganz kur; vor dem 
Abmarsch fand eine große Übung der ganzen Division statt. Die taktische Aufgabe, 
die uns bevorstand, war die Durchbrechung von vier feindlichen Stellungen, die 
Erzwingung des Weitermarsches und kur; nach dessen Beginn die Überschreitung 
der Somme im Zeuer. Das alles wurde annähernd unter den lokalen Verhältnissen 
des späteren Ernstfalles geübt, nur daß die Ancre die Somme vertreten mußte.
	        
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