Aus den Geheimnissen der Technik der Kriegsjett
319
Die Abwehr dagegen wurde bei uns schnell und wirksam durchgeführt. Das zur
Kampfwagen- und Fliegerbekämpfung hergestellte Maschinengewehr von 13 mm
Seelenweite (Tuf-M.-G.) kam leider nicht mehr an die Front,- besondere Panzer¬
geschosse wurden eingeführt und Kampfwagenminen erfunden. Die wirksamste
Abwehrwafse aber wurde neben dem leichten Minenwerfer und dem Flammen-
werfer das Feldgeschütz. Der englische Marschall haig berichtet z. B., daß in der
Schlacht bei Eambrai (20. November 1917) ein einziges deutsches Feldgeschütz, das
ein allein in der Batterie zurückgebliebener Offizier bis zu seinem Tode bediente,
bei Flesquidres 16 englische Kampfwagen erledigt hat.
Eine wenig gekannte Waffe
lver wußte vor dem Weltkrieg etwas von Panzerzügen! Und im Kriege lernten
nur wenige sie kennen, diese Waffe mit dem mächtigen Wirkungsfeld weit ins
feindliche Gebiet hinein, seitwärts oder im Rücken der vormarschierenden Heere.
Starke Gefechtskraft war ihr eigen und große Beweglichkeit,- aber, an die Schienen
gebunden, konnten die Züge durch Streckenbeschädigung leicht von feindlicher Seite,
Einwohnern und Agenten lahmgelegt oder gefährdet werden.
Nach dem Durchbruch von Slotschow im Juli 1917 sah ich einen den russischen
Truppenabgenommenen Panzerzug. Er hatte eine seltsame Vergangenheit:
Die beiden vorn und hinten laufenden Geschützwagen waren deutsche Kalkwagen,
die von Breslau nach Warschau gefahren und dort bei Kriegsbeginn von den Russen
vereinnahmt waren. Die eisernen Dächer und Wände hatte man durch 7 mm dicke
Stahlplatten verstärkt und in jedem Wagen ein erbeutetes österreichisches Feld¬
geschütz und zwei österreichische Maschinengewehre aufgestellt. Die Wände
hatten rundherum Schießscharten für die Maschinengewehre und einen großen
Ausschnitt für das Geschütz. Über das Dach hinweg lugte ein stählerner Beobachtungs¬
turm mit Sehschlitzen vorn und hinten. An den noch mit dem Zeichen der Kgl.
preußischen Eisenbahnverwaltung versehenen Rädern waren nur die Naben
durch Stahlkästen geschützt. Die inmitten des Zuges laufende Lokomotive war mitsamt
Schornstein, Sandkessel und Heizerstand bis zu den Schienen herunter durch einen
Stahlpanzer ummantelt, desgl. der Kohlenwagen.
Die Österreicher besaßen bereits im Frieden Panzerzüge, die sie 1914 sofort
beim Vorstoß auf Zwangorod zu gewaltsamen Erkundungen und zur rückwärtigen
Verbindung der Kavalleriedivisionen einsetzen konnten. Ihre an erster und vierter
Stelle laufenden Geschützwagen waren Mitsamt Feldgeschütz und Beobachtungsturm
durch einen geschlossenen Stahlmantel umgeben, während die zwischen ihnen be¬
findliche Lokomotive nebst Kohlenwagen, sowie der an fünfter Stelle fahrende Stotz¬
truppwagen nur durch Stahlblenden bis über die Räder hinab geschützt waren.
Die Deutschen zogen ohne Panzerzüge ins Feld, wußten sie aber sofort behelfs¬
mäßig herzustellen, als den im August 1914 von Belfort her ins Elsaß eingefallenen
Franzosen schnellstens Truppen entgegengeworfen werden mußten. Das waren aller¬
dings Panzerzüge ohne Panzerung,- man hatte offene, eiserne Güterwagen
ringsum an den Wänden durch Sandsacklagen ausgepolstert und sie mit Schie߬
scharten für Maschinengewehre und mit Rückenwehren für die Schützen versehen.
Sie haben in den drei Tagen vom 8. bis 10. August vollauf ihre Schuldigkeit getan?