Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Aus den Geheimnissen der Technik der Kriegsjett 
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Die Abwehr dagegen wurde bei uns schnell und wirksam durchgeführt. Das zur 
Kampfwagen- und Fliegerbekämpfung hergestellte Maschinengewehr von 13 mm 
Seelenweite (Tuf-M.-G.) kam leider nicht mehr an die Front,- besondere Panzer¬ 
geschosse wurden eingeführt und Kampfwagenminen erfunden. Die wirksamste 
Abwehrwafse aber wurde neben dem leichten Minenwerfer und dem Flammen- 
werfer das Feldgeschütz. Der englische Marschall haig berichtet z. B., daß in der 
Schlacht bei Eambrai (20. November 1917) ein einziges deutsches Feldgeschütz, das 
ein allein in der Batterie zurückgebliebener Offizier bis zu seinem Tode bediente, 
bei Flesquidres 16 englische Kampfwagen erledigt hat. 
Eine wenig gekannte Waffe 
lver wußte vor dem Weltkrieg etwas von Panzerzügen! Und im Kriege lernten 
nur wenige sie kennen, diese Waffe mit dem mächtigen Wirkungsfeld weit ins 
feindliche Gebiet hinein, seitwärts oder im Rücken der vormarschierenden Heere. 
Starke Gefechtskraft war ihr eigen und große Beweglichkeit,- aber, an die Schienen 
gebunden, konnten die Züge durch Streckenbeschädigung leicht von feindlicher Seite, 
Einwohnern und Agenten lahmgelegt oder gefährdet werden. 
Nach dem Durchbruch von Slotschow im Juli 1917 sah ich einen den russischen 
Truppenabgenommenen Panzerzug. Er hatte eine seltsame Vergangenheit: 
Die beiden vorn und hinten laufenden Geschützwagen waren deutsche Kalkwagen, 
die von Breslau nach Warschau gefahren und dort bei Kriegsbeginn von den Russen 
vereinnahmt waren. Die eisernen Dächer und Wände hatte man durch 7 mm dicke 
Stahlplatten verstärkt und in jedem Wagen ein erbeutetes österreichisches Feld¬ 
geschütz und zwei österreichische Maschinengewehre aufgestellt. Die Wände 
hatten rundherum Schießscharten für die Maschinengewehre und einen großen 
Ausschnitt für das Geschütz. Über das Dach hinweg lugte ein stählerner Beobachtungs¬ 
turm mit Sehschlitzen vorn und hinten. An den noch mit dem Zeichen der Kgl. 
preußischen Eisenbahnverwaltung versehenen Rädern waren nur die Naben 
durch Stahlkästen geschützt. Die inmitten des Zuges laufende Lokomotive war mitsamt 
Schornstein, Sandkessel und Heizerstand bis zu den Schienen herunter durch einen 
Stahlpanzer ummantelt, desgl. der Kohlenwagen. 
Die Österreicher besaßen bereits im Frieden Panzerzüge, die sie 1914 sofort 
beim Vorstoß auf Zwangorod zu gewaltsamen Erkundungen und zur rückwärtigen 
Verbindung der Kavalleriedivisionen einsetzen konnten. Ihre an erster und vierter 
Stelle laufenden Geschützwagen waren Mitsamt Feldgeschütz und Beobachtungsturm 
durch einen geschlossenen Stahlmantel umgeben, während die zwischen ihnen be¬ 
findliche Lokomotive nebst Kohlenwagen, sowie der an fünfter Stelle fahrende Stotz¬ 
truppwagen nur durch Stahlblenden bis über die Räder hinab geschützt waren. 
Die Deutschen zogen ohne Panzerzüge ins Feld, wußten sie aber sofort behelfs¬ 
mäßig herzustellen, als den im August 1914 von Belfort her ins Elsaß eingefallenen 
Franzosen schnellstens Truppen entgegengeworfen werden mußten. Das waren aller¬ 
dings Panzerzüge ohne Panzerung,- man hatte offene, eiserne Güterwagen 
ringsum an den Wänden durch Sandsacklagen ausgepolstert und sie mit Schie߬ 
scharten für Maschinengewehre und mit Rückenwehren für die Schützen versehen. 
Sie haben in den drei Tagen vom 8. bis 10. August vollauf ihre Schuldigkeit getan?
	        
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