Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Hermann Seyet 
Die deutsche Antwort 
Deutscherseits nahm man das englische Derfahren sogleich aus und konnte schon 
nach wenigen Wochen mit gleicher Münze heimzahlen. Der Organisation kam es 
zugute, daß man die bisher zum Abblasen verwendeten Gaspioniere ohne Schwierig¬ 
keit schnell zu Gaswerferbataillonen umbilden konnte. Außerdem verwendete man 
Minenwerferbataillone dazu. An der Westfront konnte schließlich jeder Armee im 
Durchschnitt wenigstens ein Gaswerferbataillon dauernd überwiesen werden. Sie 
alle kamen meist mehrmals im Monat zum Abschuß und haben dem Zeind sicher sehr 
erhebliche Derluste zugefügt. Sie wurden auch im Rahmen der großen Angriffe von 
1917 und 1918 mit gutem Erfolg verwendet. 
Wie jede neue Waffe entwickelten die Gaswerfer ihre volle Wirksamkeit erst auf 
Grund der Zronterfahrungen. Das schwächte — zum Glück für die Deutschen — ihre 
Wirkung anfangs ab. Später lernte man, sich wenigstens einigermaßen zu schützen. 
Die Gaswerser waren bald beliebter als das alte Blasverfahren. Sie waren nicht 
auf ausgebaute Stellungen angewiesen, waren ziemlich unabhängig vom Wind und 
konnten in einer Nacht einbauen, abschießen und wieder verschwinden. Dabei setzte 
man oft mehr als 1000 Rohre gleichzeitig ein. Gegen Ende des Krieges gelang es, 
die Schußweite auf 3000 m zu steigern. Das erweiterte die Derwendungsfähigkeit 
gewaltig. 
Die Wurfrohre eigneten sich auch zum Derschießen von Brisanzminen, die etwa 
gleich der deutschen mittleren Mine waren. Einige 1000 mittlere Minen fast gleich¬ 
zeitig detonierend — das war eine ganz gewaltige nervenzerrüttende Wirkung. 
Kaum eine bessere Angriffsvorbereitung war denkbar. 
Über die Erfolge der Gaswerfer können genaue Zahlen naturgemäß nicht gegeben 
werden. Bei dem deutschen Angriff in Italien im herbst 1917 zählte man an einer 
Stelle, gegen die ein Gaswerferüberfall gerichtet gewesen war, über 500 Tote. 
Zusammenfassend wird man sagen können, daß das Auftreten der Gaswerfer im 
Sommer 1917 den nach dem ersten Abblasen sinnfälligsten Erfolg des Gaskrieges 
darstellt und daß ihre Bedeutung bis zum Schluß des Krieges nur wenig nachließ. An 
Umfang allerdings — räumlich und der Menge des verwendeten Gases nach — 
standen die Gaswerser dem Gaskampf der Artillerie weit nach. 
Der AuSgang ^ 
Der Gaskrieg hat, wie vorstehend geschildert wurde, von 1914—1918 schnell einen 
gewissen Höhepunkt erreicht. Ob es gelingen wird, ihn nun durch internationale 
Dereinbarungen auszuschalten, erscheint mindestens zweifelhaft. 
Alle Staaten verfolgen die möglichen Zortschritte des Gaskrieges. Sie setzen 
erhebliche Mittel dafür ein. 
Besonders drohend erscheint heute der Gaskrieg aus der Luft. Er drohte schon im 
Weltkriege. Aber damals scheuten alle Mächte den großen Schritt in eine unsichere 
Entwicklung, deren Grenzen nicht abzusehen waren. Keiner wollte anfangen. Gas¬ 
bomben sind, wie heute sicher feststeht, im Kriege nicht aus der Luft abgeworfen 
worden. 
Suchen wir die Wirkung des Gaskrieges von 1918 zu überblicken, so finden wir 
sie vielleicht am einfachsten in folgenden Zahlen veranschaulicht:
	        
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