Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

296 
Hermann Geyer 
(Einen ungefähren Anhalt, welche Rolle die Gasrnunition bei den großen Angriffen 
spielte, geben die verhältniszahlen der Ausstattung mit Gas- und Splittermunition. 
Das Verhältnis betrug größtenteils 4y2:l, zu einem kleineren Teil 1:1. Die größere 
Zahl ist Gasmunition. Dabei war die Splittermunition großenteils nur Reserve für 
den Notfall. 
von den Zielen der Gasbeschießung wurde das wichtigste, die Ausschaltung der 
feindlichen Artillerie, bei den vier großen Angriffen am 21. Nlärz, am 9. April, am 
27. Mai und am 9. Juni gut, teilweise vorzüglich erreicht. Die feindliche Artillerie- 
wirkung spielte in den entscheidenden Stunden meist eine verblüffend geringe Rolle. 
Man muß daraus schließen, daß teils die Geschützbedienung, teils die Beobachtung 
und Befehlsführung, teils wohl auch die Verbindungen gestört waren. 
Weniger durchschlagend gelang die Lähmung der feindlichen Infanterie und 
Maschinengewehre durch das Gas. Das ist begreiflich und war nicht unerwartet. Der 
Kampf konnte der eigenen Infanterie durch das Gas nur erleichtert, nicht erspart 
werden. 
Im ganzen hat zweifellos der Entschluß, das neue Kampfverfahren für die großen 
Angriffe wesentlich mit auf verstärkten Gaseinsatz zu stützen, sich voll bewährt, vier 
wurde offenbar auch von der Krönt erkannt. Oie Gasanforderungen wuchsen ständig, 
besonders auch in der Abwehr in den letzten Monaten des Krieges. 
Das Artilleriegas bei den anderen Kriegführenden 
Die wachsende Bedeutung des artilleristischen Gasschießens veranlaßte alle Krieg¬ 
führenden, ihm ihre volle Aufmerksamkeit zuzuwenden. 
von den deutschen Bundesgenossen waren Türken und Bulgaren abhängig von 
deutschen Lieferungen, die aus Transportgründen in einem für den Gaskrieg aus¬ 
reichenden Umfange nicht erfolgen konnten,- sie hätten auch bei der Eigenart der 
Kriegführung in der Türkei und auf dem Balkan nicht gelohnt. Oer Gaskrieg kam hier 
nicht über unzulängliche versuche hinaus. 
Mit größtem Eifer ahmten die Österreicher das deutsche Vorbild nach. Das Ge¬ 
birge, in dem das Gas nach der Kriegslage in erster Linie zur Verwendung kommen 
mußte, war jedoch weniger günstig für Gas. Auch andere Mängel, ;. B. die geringere 
Ausstattung an Artillerie, mögen die Bildung der erforderlichen Gasdichten manch¬ 
mal verhindert haben. 
von den Gegnern der Mittelmächte können Russen, Italiener und die kleineren 
Länder außer Betracht bleiben. Sie spielten aus diesem Kampfgebiet niemals eine 
Rolle. 
Um so heißer bemühten sich die Engländer und Kranzosen, gegenüber den 
Deutschen nicht zurückzubleiben. Nicht weniger als 25feindlicheGasstoffe sind deutscher¬ 
seits bekannt geworden, nicht weniger als 15 Gasgeschoßtgpen hat der Kranzose allein 
nach deutscher Kenntnis an die Krönt gebracht. Trotz allem aber gelang es dem Gegner 
nicht, die deutschen Kampfstoffe Grün, Blau, Gelb schnell nachzuahmen. Erst gegen 
Ende des Krieges trat er mit Gelbkreuz eigener Erzeugung auf. Oie Kertigungszahlen 
erreichten in den letzten Kriegsmonaten nach feindlichen (Quellen eine gewaltige 
höhe. Das feindliche Gas kam aber an der Krönt nicht mehr recht zur Geltung. 
Taktisch haben weder Kranzosen noch Engländer jemals die höhe des deutschen 
Verfahrens erreicht. Ihnen fehlte die folgerichtige Durchbildung des Gedankens der
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.