Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Gab es Schicksalssturr-err im Weltkrieg und wann? 
Von Generalleutnant a. D. Ernst Kabisch 
IT!cm redet weise, redet töricht auch 
von jenem Dunklen, das sie Schicksal nennen, 
Das niemand kennt und dem sich jeder beugt. 
Nicht nur den Menschen, nein, den Göttern auch 
hat es das ewige Gesetz gestellt, 
Nach dem sie alle handeln, steigen, stürzen. 
Denn über allen waltet's unergründlich — 
Allmächtig! 
* 
Nicht diesem vichterwort soll nachschwingen, was im folgenden geboten wird. 
Nicht jenem Geheimnisvollen gilt es nachzuforschen, das unwiderstehlich den Men¬ 
schen in unerforschlicher Bahn leitet. Nur matter Verzicht würde das Ende sein. Nein, 
Entschlüsse sollen aufgedeckt werden, die verantwortliche Politiker und Soldaten ge¬ 
faßt haben in Augenblicken, wo des Geschickes Waage „in gleichen Schalen stille 
ruhte". Wo nur ein weniges gefehlt oder genügt hat, den Zeiger nach der einen oder 
anderen Seite ausschlagen zu lassen: ein geringes Mehr an Entschlußkraft, Biegsam¬ 
keit, Tatsachensinn, Verantwortungsfreudigkeit, Selbstbescheidung, politischem Weit¬ 
blick, psychologischem Verständnis. Wo diese oder jene Eigenart eines menschlichen 
Charakters schicksalhaft wurde für die Menschheit. Weil Männer und Lharaktere die 
Weltgeschichte bestimmen. 
Der Kaiser will den Krieg mit Frankreich vermeiden 
Der I. August 1914, 5 Uhr nachmittags. Ins Schloß zu Berlin hat der Kaiser den 
Ehef des Generalstabes Moltke und den Kriegsminister Zalkenhagn befohlen. Un¬ 
geheure Spannung durchzittert alle Wissenden: Zn dieser Minute soll Graf pourtalös 
in Petersburg die Erklärung überreichen, daß Deutschland sich als im Kriegszustand 
mit Rußland befindlich betrachte. Oer Kaiser tritt zu seinen Generalen, unterzeichnet 
den Befehl zur Mobilmachung von Heer und §lotte: 1. Mobilmachungstag der 
2. August. 
Moltke und Zalkenhagn sind entlassen. Da bringt in fliegender hast ein Bote des 
Auswärtigen Amtes dem Kaiser ein soeben entziffertes Telegramm des Zürsten 
Lichnowskg aus London. Um 11.14 Uhr dort aufgegeben, ist cs erst nach mehr als 
5 Stunden, um 4.23 Uhr in Berlin eingetroffen (sonst brauchten Zifferntelegramme 
von der gleichen Länge von London nach Berlin 2—3 Stunden!). „Sir E. Greg läßt 
mir soeben durch Sir W. Tgrrel sagen, er hoffe, mir heute nachmittag als Ergebnis
	        
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